Hammelrede 2022

Verehrte Festgemeinde,
liebe Gäste aus nah und fern,
treue Hammelbrüder,

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug auf das herzlichste Willkommen.
Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 71. Hammelausreiten in
altbekannter, würdiger Form zu begehen.
Auch im ersten Jahr nach dem großen Jubiläum haben wir über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach Hammelbruderart zu berichten.
Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen “Henry der Halbwissende“ hat zahlreiche Untaten verübt, die hier vor diesem traditionellen Kirmesburschengericht bekannt gemacht werden müssen.
Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um dieses heimtückische und hinterhältige Tier im Schafspelz aus seiner Herde zu erhaschen.

Reiter und Wagen schwärmt aus!!

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außergewöhnliche Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte:

Ein Jahr nach einem gelungenen Kirmesjubiläum unter nie dagewesenen Bedingungen, können die Hausener Burschen und alle ihre treuen Gäste erleichtert und motiviert das 8. Jahrzehnt der Vereinsgeschichte angehen.
Wochenlanges Bangen ob es eine 3G-Party geben kann oder nicht, ging einer wahrlich würdigen Jubiläumsfeier voraus.
Schon in früheren Jahrhunderten schrieben die Menschen auf ihren selbstgebrannten Schnaps den Zusatz: „Der Seuche zum Trotze“ und wussten, was wirklich gegen hartnäckige Epidemien hilft.
Und so wurde auch in Hausen darauf gebaut, mit den auferlegten 3G-Regeln, viel Glück und einer Menge Alkohol, keine Covid-Epidemie durch die Kirmes auszulösen, was zumindest für dieses Wochenende auch gelang.
Aber wie nicht anders erwartet, versuchte der Hammel durch seine bekannten charakterlichen Defizite aus dem Hintergrund für weniger Gästezahlen zu sorgen.
Zuerst lief er schamlos rüber ins Örtchen, um die dort ansässigen unerfahrenen Jungburschen anzustiften, einen Facebook-Beitrag gegen Veranstaltungen bei der Hausener Kirmes aufzusetzen.
Schlimmer noch ist aber sein erfolgreicher Versuch, in den eigenen Reihen dafür zu werben, nicht mehr zum montäglichen Frühschoppen zu gehen,
mit dem Vorurteil, dass dort eh nichts mehr los wäre.
So schadete er nur sich selbst und verpasste den beeindruckenden musikalischen
Beitrag eines Vorstandsmitgliedes im offiziellen Teil des Frühschoppens.
Der Jubiläumsumzug, der auch in diesem Jahr durch Baumaßnahmen nicht seine traditionelle Route nehmen konnte, war wie erhofft wieder hausenlike-ausgelassen, sonnig und mit viel Frohsinn gesegnet.
Die alte Hausener Kanonenbahn wurde extra für das Jubiläum straßentauglich umgebaut und überstand den Umzug ohne technische Pannen.
Der gerade noch rechtzeitig fertig gewordene und langersehnte Zebrastreifen für
die Schulkinder und Kirchgänger wurde würdig von einer Horde Zebras gefeiert und gemeinsam mit vielen Kirmesfreunden begossen.
Eine ganz besonders elegante lebendige Barbiepuppe mit einem struppigem „Ruschebart“ ließ so manches Burschenherz höherschlagen.
Selbst die Tiere auf der Arche Noah, die extra einen großen Umweg über Hausen schipperten, waren von dieser außergewöhnlichen Dame fasziniert.
Wer sich Ingos alljährliche, tolle Kirmesbilder angesehen hat, wird feststellen, dass wir
zum 70. Jubiläum den wohl stolzesten und schönsten Hammel mit prachtvollen Hörnern vor Gericht hatten.
Natürlich lassen wir Hausener uns nicht von seiner Schönheit blenden und erkennen immer noch seinen hinterhältigen, heimtückischen und schlitzohrigen Charakter.
Sowas gibt es nur in Hausen und die Burschen hoffen, dass alle, die immer zum Gelingen dieses Umzuges beitragen, niemals den Spaß am wichtigsten Tag im örtlichen Kalender verlieren

Im Rahmen der weiteren Dorfentwicklung hält der „Wind of Change“ in Hausen weiter an.
Damit sind aber nicht die immer stärker werdenden alljährlichen Winterstürme gemeint, die immer mehr Verwüstungen mit sich bringen.
Ja… so mancher musste dieses Jahr wieder unfreiwillig in neue Gartenzäune Dachziegel oder Gewächshäuser investieren.
Gemeint sind die großen optischen Veränderungen des Hausener Dorfbildes.
Sie startete der Hammel mit einer leider nur spärlichen Sanierung der alten Betonstützwand im Klapperfahrt.
Zur ihrer zusätzlichen Destabilisierung dient nun eine Reihe großer Löcher.
Nur der lebensgefährliche Durchgangsverkehr hindert die Hausener Kinder daran, sie als Torschusswand zu benutzen.
Für die größte Veränderung des Dorfbildes sorgte aber die neue Straßenführung in
das 2. neue Wohngebiet im Oberdorf, die direkt durch den alten Lindenplatz gehen wird und den wohl bekanntesten Hausener Kleintierhof durchkreuzt.
Hier hat Henry aus alter Gewohnheit die Rechnung ohne den Wirt gemacht und ohne die Gegenwehr vieler Anwohner kalkuliert.
Durch eine nachträglich sehr gut organisierte Aufklärung der Anwohner über die Hintergründe der Planung, inklusive einer Abstimmung aller Hausener Einwohner über das neue Konzept, konnte aber Gott sei Dank schnell für Frieden und eine demokratisch
herbeigeführte Lösung gesorgt werden.

Die Zeit vergeht und für die nächste Legislaturperiode eines Dorfschulzen wurden alle Hausener Einwohner wieder regulär an die Wahlurne gebeten.
Durch die im Vorfeld leichtfertig gestreuten Gerüchte des Hammels, unser aktueller Dorfschulze sei amtsmüde und zähle nur noch die Tage bis zum Ende seiner Amtszeit, entstand eine vollkommen verwirrende Situation für die Hausener Bürger.
Bei der Wahl eine Wahl von mehr als einem Amtsbewerber zu haben,
ist hier sehr lange her.
Die Liebe zu seinem Heimatort und die berechtigte Sorge, dass wir ohne Kandidaten ev. einen auswärtigen Schulzen bekommen könnten, belohnten die Wähler mit vielen Stimmen und wählten unseren hochmotivierten Mario zum neuen Dorfoberhaupt.
Lieber Mario, wir wünschen dir nun noch mal vor großem Publikum im Namen aller Einwohner unserer Einheitsgemeinde viel Energie, Erfolg und allzeit die so wichtige Unterstützung für dein neues Amt.
Applaus
Lieber Stefan, wir danken dir auch noch mal vor großem Publikum im Namen aller Einwohner unserer Einheitsgemeinde für alles, was du in der Vergangenheit zum Wohl dieses Ortes getan hast und wünschen dir, dass du das sehr knappe Wahlergebnis bitte sportlich nimmst.
Und dass sich deine, uns allen spürbare, Enttäuschung schnell in neue Motivation und Zufriedenheit wandelt.
Applaus

Hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Begeisterung war der Hammel
das ganze letzte Kalenderjahr, als er die Geschehnisse rund um die Fertigstellung
des neuen Kirchendaches aus 2-ter Reihe beobachtete.
Als pünktlich zum Weihnachtsfest die neuen Kirchenglocken das erste Mal offiziell
gemeinsam erklangen, ertappte sich der Hammel dabei, euphorische Glücksgefühle zu haben und nahm sogar diesen Klang mit einem Mikrofon für die Nachwelt zur Erinnerung auf.
Schnell verflogen aber seine kurzzeitigen menschlichen Züge und er verfiel wieder zurück in seinen hinterlistigen Naturcharakter.
Er wurde dabei beobachtet, wie er unerlaubter Weise auf dem Baugerüst des Kirchturmes umherspazierte, um rauszubekommen, wie es möglich war, das der Turm über mehrere Wochen scheinbar losgelöst, wie von Göttlicher Hand, über der Kirche schwebte.
Von Langeweile getrieben fing er an, die noch nicht verbauten Dachziegel zu zerstören.
Weiter stiftete er die Beamten der Denkmalschutzbehörde an, ihre Vorgabe, den Turm wieder in den Urzustand zu versetzen, anstatt ihn ohne die Glocke im Innenraum baulich zu schließen, nicht ganz so genau zu nehmen.
Was dabei rauskam, könnte allerdings weltbekannt werden.
Denn was ist schon der schiefe Turm von Pisa wert, wenn wir einen hohlen Kirchturm von Hausen als neue Touristenattraktion haben?
Touristen in unseren Ort zu bringen, sollte mit einem über 100 Jahre alten eigenen Bahnhof, einer preisgekrönten Designerbushaltestelle und 3 amtlich, in Hausen ansässigen Berufsbusfahrern ja kein Thema sein.

Weitere außergewöhnliche Ereignisse und Veränderungen müssen standesgemäß heute
hier bekannt gemacht werden.
Missgünstig und voller Tatendrang anderen zu schaden plante, der Hammel ein Attentat auf einen erst jüngst von ehrenhaftester Stelle als neuen Ortschronist vorgeschlagenen Jungbauern, stieß ihn an steiler Hanglage mit seinem Traktor um und brachte ihn dadurch in große Lebensgefahr.
Traktoren scheinen ja in Hausen generell aus der Mode zu kommen, denn man sieht viele Hobbylandwirte nur noch auf einem Quad mit Anhänger oder neuerdings mit kleinen Mini-Radladern.
Auch zeigte sich eine neue Gesetzeslücke für Anhängerbetrieb, die es scheinbar zulässt,
straffrei ohne amtliche Kennzeichen unterwegs zu sein, aber nicht mit einem Kennzeichen ohne gültige Plakette. Für Henry ging diese Erfahrung ziemlich teuer aus.
Den erwähnten Mini-Radlader eines stolz wachsenden Pferdehofes im Winkel beobachtete der Hammel schon seit Monaten neidisch von morgens bis abends bei seinem ehrgeizigen Versuch mehr Kilometer im Jahr zu schruppen als ein durchschnittliches Taxi am Frankfurter Flughafen.

Und damit noch lange nicht genug!
Um der im letzten Jahr auferlegen Strafe zu entgehen, den abgelegenen Waldsportplatz wieder in Ordnung zu bringen, überlegte sich Henry so manche Ausrede.
Diese notierte er feinsäuberlich in sein Buch der Schandtaten, während er mal wieder auf seiner selbstgebauten Waldtoilette hinter dem Sportlerhäuschen auf der Heide saß.
In erster Linie fand er wohl keine Zeit, da er noch einige Nachbesserungen an den Pflasterarbeiten im Mitteldorf machen musste, damit die Anwohner im Winter keine nassen Hauswände bekamen.

Damit war er so beschäftigt, dass ihm vollkommen entging, dass in diesem Spätsommer ein neuer Pfarrer in unserer Kirchengemeinde begrüßt wurde.
Da dies nicht in der Hausner Kirche stattfand, und Henry sich schwertut, solche wichtigen Informationen im Internet zu finden, ist das aber auch kein Wunder.
Deshalb wollen wir heute die Gelegenheit nutzen und unseren neuen Gemeindeseelsorger und den offiziell jüngsten Pfarrer im Bistum, Herrn Pfarrer Münnemann, recht herzlich in unserer Gemeinde willkommen heißen.

Kopfschüttelnd und fassungslos las der Hammel in der Zeitung,
dass in Niederorschel einige seiner verstorbenen Artgenossen eiskalt in einem Altkleidercontainer entsorgt worden waren. Das machte ihn so sauer, dass er beschloss durch Unruhestiftung Rache zu nehmen, anstatt den Schuldigen auszumachen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Hin und wieder machte er sich deshalb einen Spaß daraus, einfach mal die Kirchenglocken zu läuten, und erfreute sich daran, wenn der ein oder andere Gläubige aus dem Ort irritiert mit seinem Gesangbuch vor der Kirche stand und ohne den erhofften göttlichen Segen wieder den Heimweg antreten musste.
Den nächsten Stänkerversuch startete er, als die Kirmesburschen friedlich mit Booten auf der Werra schipperten, Henry aber das Boot kentern ließ und die Burschen in den Fluss zum Baden schickte.
Eine unglaublich schlitzohrige Idee hatte er, als er die Anzeigetafel zur Geschwindigkeitsermittlung am Ortsausgang nach Niederorschel so im Einstellwinkel veränderte, dass auch die einfahrenden Züge von ihr erfasst werden konnten und uns deshalb niemand mehr glaubte, das die aufgezeichneten Geschwindigkeitsrekorde eigentlich von Autos ausgelöst wurden.

Eine wichtige Ureigenschaft der einheimischen Bevölkerung konnte Henry aber trotz großer Anstrengung auch in diesem Jahr nicht mutwillig stören.
Durch die urplötzliche Abschaltung der gesetzlichen Pandemiebeschränkungen im Frühling traf man sich wieder sorgenfrei zu allerlei Feierlichkeiten und versäumten geselligen Anlässen.
So konnte zum alljährlichen legendären Schlachtfest in der Schöllbornstrasse
wieder alles gegeben werden, um extra angereisten Gästen aus den Niederlanden,
eine Einführung in unsere harten Eichsfelder Sitten zu geben.
Von der Nachbarschaft aus wurde der Hammel allerdings dabei beobachtet, wie er später still und heimlich aus dem Dachfenster erbrach,
um sich vor seinen Gästen nicht zu blamieren.
Durch einen Lichtstrahl am nächtlichen Sternenhimmel wurden zum Tanz in den Mai viele alte Fans der Glashauszeit nach Hausen gelockt.
Verschreckt von düsteren Gestalten und gruseliger Musik auf dem Saal,
ergriffen sie aber die Flucht und entkamen so einer Covid-Epidemie, die auf dieser Veranstaltung ihren Anfang nahm.

Im letzten Punkt wünschen wir uns im Namen der gesamten Gemeinde im nächsten Jahr wieder über eine lustige Karnevalssitzung berichten zu können, anstatt vom Kaspertheater rund um die Vergabe Hausener Kneipen.
Hier hat sich der Hammel rund um das persönliche An- und Abwerben eines neuen Pächters ein starkes Stück geleistet.
Nun hoffen wir allerdings auch, dass den legendären Bario-Veranstaltungen zukünftig nichts mehr im Weg steht, und die Schlüsselgewalt unseres Gemeindezentrums wieder den Weg zurück in unseren Ort findet.

In diesem Sinne schließen wir hiermit die Anklagepunkte und gehen zur Urteilsverkündung über!
Wir verurteilen hiermit, am heutigen Kirmestage, den Hammel zu folgenden Strafen:
Im ersten Punkt: alle seine mitwirkenden Komplizen preiszugeben, die sich stetig daran beteiligen, dass gute, alte wertvolle Hausener Miteinander zu stören.
Des Weiteren hat er im zweiten Punkt: alle einheimischen Autofahrer ausfindig zu machen, die immer durch rücksichtslose Fahrweise auffallen und unter anderem in blauen Handwerksbussen das Leben ihrer Mitbürger aufs Spiel setzen.
Im dritten und letzten Punkt: hat er dafür zu sorgen, dass niemand mehr in den immer trockener werdenden Sommern mit Brunnenwasser riesige Poolanlagen füllt und nachts im Schutze der Dunkelheit stundenlang Grünflächen bewässert.
Dieser nachhaltige Schaden am Grundwasserspiegel ist irreparabel.

Anschließend wird er dann seinem Scharfrichter übergeben.

Auch im nächsten Jahr soll es hier in unserem Heimatort wieder heißen:
„Kirmes soll sein!“
Wir freuen uns heute schon wieder auf alle Gäste, einheimische, altheimische und die, die extra über Land kommen, um uns hier jedes Jahr die Treue zu halten!

In diesem Sinne schließen wir diese Sitzung und wünschen im Namen aller Hammelbrüder noch frohe und nette Stunden hier. Bleibt gesund und munter!
Bis zur nächsten Kirmes grüssen:

Die Kirmesburschen

Geschrieben 2022 von
David Schäfer

Hammelrede 2021

70 Jahre Kirmes in Hausen,
70 Jahre Heimatgefühl,
70 Jahre Geselligkeit der besonderen Art,
70 Jahre Sonnenschein!

Verehrte Jubiläumsgemeinde,
verehrte alte und neue Hausener
liebe Gäste aus nah und fern,
treue Hammelbrüder,

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen, heiße ich euch zu unserem heutigen Jubiläumsumzug auf das herzlichste willkommen.
Treu unserer 70 Jahre stolzen Tradition haben wir uns auch heute wieder pünktlich um 13:00 Uhr zum Hammelausreiten hier vor unserem schönen Gemeindezentrum versammelt.
Auch im Jubiläumsjahr haben wir wieder über Begebenheiten und Vorkommnisse in unserer schönen und stetig wachsenden Gemeinde nach Hammelbruderart zu berichten.
Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen „Gustav der Gauleiter“ hat unzählige Schandtaten verübt, die hier vor diesem traditionellen Kirmesburschengericht bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um dieses heimtückische und hinterhältige Tier im Schafspelz aus seiner Herde zu erhaschen.

Reiter und Wagen schwärmt aus!

Bevor wir jedoch zur Verlesung der Anklagepunkte kommen, sei uns aus gegebenem Anlass ein kurzer Abstreifer in die Geschichte der Hausener Kirmes
und die Geschichte dieses Kirmesburschengerichts erlaubt.
Als vor 70 Jahren unsere Gründungsburschen in der gemütlichen Dorfschänke am Anger unter der strengen Aufsicht der „Häsin“ saßen und überlegten, wie man am Kirmestag Vergehen und Missgeschicke im Ort zur Aufbesserung der örtlichen
„Gerechtigkeit und Moral“ bekannt machen kann,
war die Geburtsstunde dieser Hammelanklage im wahrsten Sinne des Wortes eingeläutet.
In humorvoller Art sollten Ereignisse und Schandtaten des vergangenen Jahres, die unsere Dorfgemeinschaft beschäftigten, veröffentlicht werden, um sie danach endgültig zu den Akten legen zu können.
Unzählige Vergehen wurden den Hammeln in den letzten 7 Jahrzehnten ausführlich angekreidet:
Für Wetterkatastrophen, schlechte Ernten, politische Lagen und vor allem für kuriose Dorfgeschehnisse sollte ein neutraler Sündenbock gefunden werden.
Viele interessante Neuigkeiten wurden so seit jeher detailliert mit der notwendigen Ernsthaftigkeit aufgearbeitet.
Traditionelle Themen sind auch Handlungen und Auffälligkeiten der Hausener unter Alkoholeinfluss, alte Rivalitäten zu einem gewissen Örtchen,
moralische Verfehlungen unserer Bürger, jegliche Art von Beziehungskisten und natürlich die weltpolitische Lage.
Das Top-Ranking an Anklagepunkten bildete in der Vergangenheit aber unumstritten die Aufarbeitung der DDR-Diktatur mit allen seinen aufgestauten Untaten, über die man sich erst nach der Wende so richtig Luft machen konnte.
So mancher Hammel musste sich gerade zur Wendezeit einem schweren Verfahren stellen.
Die Kunst, diese Hammelanklage immer scharf, aber personenneutral und humorvoll zu formulieren, ist dabei ein ungeschriebenes Gesetz und gelang nicht immer zu 100%.
Wo es für viele mittlerweile eine Ehrung bedeutet, in der Kirmesrede erwähnt zu werden, bangte man in unseren Vorgängergenerationen eher darum, nicht auffällig geworden zu sein.
Auch war es in den Anfangsjahren der Kirmes Tradition, den angeklagten Hammel nach dem Umzug gemeinsam hinzurichten und als wohlschmeckendes Hammelgulasch gemeinsam zu verzehren.
Das ist nun in Zeiten des aktiven Tierschutzes und immer mehr grünender Kultur nicht mehr möglich, und der Vorstand lässt den Schmaus lieber zum alljährlichen Hammelessen vom Caterer seines Vertrauens anliefern.
Als Zeitzeugnis dafür gibt es heute immer noch den symbolischen Schlachter und den Schäfer auf dem wichtigsten Wagen des Umzuges.

Bevor der Hammel aber in die Pfanne muss, wird er seit jeher bei einem Kirmesumzug durchs Dorf geführt und allen Einwohnern und Gästen zur Schau gestellt.
Die Anzahl der Kirmeswagen pendelte in den letzten 70 Jahren vom alleinfahrenden Hammelwagen bis hin zu über 20 Attraktionen auf und ab.
Die vielen gezeigten handwerklichen Bauten und Themen waren zu 99% immer „Made in Hausen“ und brachten schon manche Gäste zum Staunen.
Ein ungelüftetes Geheimnis ist auch, dass über den früheren Hausener Kirmesumzug und viele damals aktive Burschen sogar eine eigene Stasiakte geführt worden sein soll.
Aber nichts konnte dem Hausener Kirmesburschen je die Lust an diesem Fest verderben.
In vielen Punkten grenzt man sich hier schon immer von anderen Kirmesvereinen
ab:
Zum Beispiel durch die Mitgliedschaft als Hammelbruder, die bei uns meist bis ins Rentenalter gepflegt wird, oder die Amtszeiten einiger Vorstandsmitglieder, die nachweisbar länger anhalten als eine durchschnittliche, westdeutsche Ehe.
Darauf können wir stolz sein.

Blicken wir nun auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurück, die durch Gustav maßgeblich beeinflusst worden sind.

Auch im 2. Jahr der großen gesellschaftlichen Einschränkungen war klar, dass
die Hausener Kirmesburschen nicht wie manch anderer Verein den Kopf in den Sand
stecken und dem Coronavirus das Fest opfern wollen.
So fand nach altem getreuem Motto „Kirmes soll sein“ zumindest eine halbe 69er-Kirmes unter freiem Himmel und mit vollem Herz für unsere Traditionen statt.
Mit immer einer Handbreit Luft zwischen erlaubten Gesetzmäßigkeiten und folgenden Strafzahlungen an unsere Behörden, wurde aus dieser halben Kirmes das Maximum rausgekitzelt.
Zum Start des Festwochenendes zeigten zwei neue Hammelbrüder in unseren Reihen ihren Vorreitern aus dem letzten Jahr erstmal wie es richtig geht mit dem Ausgraben der Schnapsflasche, bei der diesmal das Leeren länger dauerte als das Suchen.
Damit stand auch das Motto der Feierlichkeiten: „Gesund durch innere Desinfektion“.
Anstelle des traditionellen Kirmestanzes fand ein Fackelumzug mit gemeinsamen Ausrufen der Kirmes und diesmal mit allen Burschen durch unseren Ort statt.
Beim Versuch traditionelle Kirmeslieder zu singen, wurden schnell so manchem Hammelbruder unter uns, ohne unsere wichtigen Kirmesgäste und ihrer Erfahrung an altem Liedgut, seine enormen Defizite an Textsicherheit aufgezeigt.
Gott sei Dank konnte die Verwandtschaft des kleinen Jungen, dem zum Fackelumzug ein ausgiebiges Geburtstagständchen gebracht wurde, hier eine beeindruckende musikalische Lehrvorführung geben.

Da es erstmalig in den 70 Jahren Hausener Kirmestradition nicht erlaubt war, einen
klassischen Umzug zu machen, wurde der Hammel diesmal zu Fuß durch den Ort getrieben.
Stinksauer darüber, solchen Strapazen ausgesetzt zu werden, plante er Rache an denen, die sich heute nicht die Laune von den gesetzlichen Einschränkungen verderben lassen wollten, und stieß diejenige mit der allerbesten Kirmeslaune an der Emoji-Bar tanzend vom Tisch…mit fatalen Folgen.

Ja, liebe Gäste…am Tag danach waren auch alle Feierlichkeiten unter freiem Himmel gesetzlich untersagt, und es blieb uns nur noch die Hoffnung auf:

„Nach der Kirmes ist vor der Kirmes“.

Denn pünktlich zum Kirmesmontag sorgte Gustav für den nächsten Lockdown.
Seitdem war nichts mehr möglich. Kein öffentlicher Frühschoppen, keine Weihnachtsmärkte, keine Silvesterfeiern, keine heiligen Messen für die gesamte Gemeinde und auch kein Karneval.
Eigentlich wäre die Kirmesrede an dieser Stelle zu Ende, wenn man das letzte Jahr betrachtet.
Aber da sind ja noch die Hausener, für die Nichtstun bekanntlich keine Option ist.
Selbst in schwärzesten Zeiten vor der Wende, als die Hausener Kirmes einzuschlafen drohte, wurde sogar in der Gemeindevertretung ein Verantwortlicher für die Erhaltung der Traditionen beauftragt.
Auch diesem Tagesordnungspunkt in der damaligen Gemeinderatsversammlung ist die Zahl 70 heute mitzuverdanken.
Ausgefuchst forschte man deswegen in diesem Jahr in Gustavs komplizierten Corona-Regeln nach Gesetzeslücken und nutzte die ersten vorsichtigen Lockerungen, um einen Büttenabend zum Karneval live aus dem heimischen Wohnzimmer in die Welt zu übertragen.
Immer den Blick auf wechselnde Corona-Bestimmungen gerichtet, musste der gemeine Hausener täglich neu deuten, was heute erlaubt ist, morgen wieder nicht mehr oder andersrum.
Gustavs Rechenspielchen für private Zusammentreffen: 2 Haushalte, aber nur mit 2,7 Personen, wobei man aufpassen musste, ob große Zimmerpflanzen mit 0,5 Personen eingerechnet werden mussten. Das zu überblicken, bereitete selbst Fachleuten Probleme.
Einsame Menschen trafen sich deshalb wieder in Supermärkten, Friseur- oder Blumenläden, da das Virus dort nicht so ansteckend sein soll als in Kirchen, Kindergärten oder Schulen.
Die letzte Art zwischenmenschliche Kommunikation zu erhalten, war nur noch über WhatsApp möglich. Deshalb verbreitete Gustav wie ein Lauffeuer über diese APP
die frohe Kunde über den wohl sehnlichst erwarteten und längst überfälligen Heiratsantrag des Jahres.
Wer das glückliche Paar sein würde, könnte man sicher zur rechten Zeit im neuen Amtsblatt der Gemeinde erlesen.
Es sei denn, man hat verpasst, das dafür notwendige kostenlose Abonnement zu bestellen.

Ein eigentlich ganz normaler Wintereinbruch stellte unsere moderne Gesellschaft
in diesem Jahr unerwartet auf eine harte Bewährungsprobe.
Bei ca. 40° Celsius Temperaturunterschied innerhalb von einer Woche gab es mehr Schnee als in den letzten 5 Jahren zusammen, inklusive wetterbedingtem Stromausfall.
Auf dem Weg zu seiner Zentrale des Winterdienstes in Niederorschel schaffte es Gustav nicht mal über die Hausener Hauptkreuzung, wo sich schon das halbe Dorf im tiefen Schnee festgefahren hatte.
Anwohner waren mehr damit beschäftigt Autos von der Kreuzung zu schieben als Schnee von den Gehwegen.
Erst nach ca. 1 Woche hartem Kampf gegen die Schneemassen war es endlich wieder möglich, den Friedhof zu betreten.
Die Umlagerung der Schneemassen von Straßen und Gehwegen auf Gemeindeflächen in Hausen musste sogar wegen erneuter Überflutungsgefahr polizeilich überwacht werden.

Im Frühsommer sperrte Gustav einen Teil des Gehweges im Mitteldorf mit einem Spanngurt, um seine Eigenheimbaustelle abzusichern.
Fußgänger, die diesen Bereich passieren wollten, mussten deshalb auf die vielbefahrene Ex-Hauptstraße ausweichen. Ein aufmerksamer Nachbar machte die dort arbeitenden Hammelbrüder darauf aufmerksam, dass dies nicht regelkonform sei.
Der Nachbarschafts- und Straßenfrieden konnte aber anschließend nach Hausener Art schnell mit einem rot-weißen Absperrband und ein paar Flaschen österreichischem Bier wiederhergestellt werden.
Einzig und allein die Gattin des aufmerksamen Nachbarn sorgte sich um den Verbleib ihres Mannes, der einfach kommentarlos stundenlang verschwunden war.

Einen historischen Augenblick für die Hausener Geschichtsbücher gab es auch dieses Jahr wieder: Nach langer arbeitsintensiver Vorbereitungszeit des Organisatoren-Teams, konnte ein Kran die alten Kirchenglocken aus dem Kirchendach heben, um für die neuen den Weg zu ebnen.
Jeder Hausener war von klein auf, auf ihren Klang geprägt und verbindet sein ganz persönliches Heimatgefühl mit ihnen.
Besonders stolz sind wir hierbei alle auf unsere gute Seele des Ortes – Erwin Franke!
Seine Verdienste am christlichen Zusammenleben in Hausen brachten ihm zum 2. Mal die Ehre ein, auf eine historische Namensgebung Einfluss zu haben.
Und so bekamen auch die neuen Kirchenglocken, ähnlich der Straßenbenennung zum Benediktus Weg, ihren ewigen Namen durch ihn: Vielen Dank, Erwin!!!
Als die neuen Bronzeglocken feierlich durch den Bischof geweiht wurden, nutzte Gustav die Gelegenheit der kurzen Unaufmerksamkeit aller Anwesenden und nahm mit seiner Zunge erst mal eine kleine Geschmacksprobe von einer der Glocken.
Seine Fachkenntnisse in der Werkstoffkunde und die Analyse von Metallen und ihren Legierungen durch eine Geschmacksprobe bewiesen schließlich, dass die große Menge an Spendengeldern auch in gute Qualität investiert worden war.

Ein ziemlich unglückliches Händchen bewies der Hammel dieses Jahr bei der Auswahl
der vielen ausführenden Kleingewerke für den 3. Bauabschnitt des Großprojekts Kanal- und Straßenausbau in unserem Ort.
Im Teufelskreis des Preis- und Termindrucks entwickelte sich die Baustelle während der Sommerferien im Dorfzentrum zu einer unhaltbaren Zumutung für alle betroffenen Anwohner.

Während sich die ganze Gemeinde über wunderschöne neue Gehwege, den lang erwünschten Fußgängerüberweg und neue Straßenverhältnisse freuen kann, plagen die Anwohner immer noch viele schlaflose Nächte in Sorge um Schäden an ihren Häusern und Grundstücksgrenzen, die täglich kommentarlos immer weiter eingenommen wurden.
Bei staubtrockenem Wetter ließ der Hammel tagelang eine Rüttelwalze aus dem Autobahnbau durch unseren kleinen Ort toben, ohne Rücksicht auf Verluste.
Auch Nassschneidemaschinen für Pflastersteine hielt Gustav für vollkommen überflüssig.
Aufgebrachte, besorgte Hauseigentümer wurden teilweise mit höhnischen Kommentaren und dem Verweis auf andere Verantwortliche abgewiesen.
Ebenso erging es lange Zeit vielen Autofahrern, die vergeblich versuchten, den neu gegründeten Hausener Saunaclub in der Schöllbornstaße zu erreichen.
Ohne Umleitungsausschilderung endete auch hier so manche Fahrt vor den übel gelaunten Bauarbeitern.
Zu diesem Sachverhalt steht der Hammel eindeutig in tiefer Schuld bei allen Anwohnern und den Strapazen, die hier unfreiwillig über Monate ertragen werden mussten.

Eine Riesenfreude dagegen hatten viele Eltern im Frühjahr, als ihre Kinder über jeden Baufortschritt am neuen Spielplatz begeistert zu Hause berichteten und die Tage bis zur Eröffnung so ungeduldig zählten, als wäre es die Adventszeit.
Verärgert und missgünstig darüber, dass Kapazitäten des Bauhofes für dieses Projekt auch mal in Hausen gebunden waren und nicht für seine anderen Prioritäten, schaltete der Hammel eiskalt das Fernsehen ein. In größtmöglicher Öffentlichkeit forderte er von der Einheitsgemeinde Stellung ein für eine kleine Holzbrücke die nicht zeitnah genug ihren geplanten Standort erreichte. Durch diese übertriebene und unnötige Aktion wird sie wohl für immer „Brücke des Anstoßes“ genannt werden.

Aus Mangel an organisatorischen Themen und dem situationsbedingt beinahe ausgefallenen Hammelessen in diesem Jahr konnte der Hammel gerade noch daran gehindert werden, heimlich die Kirmesburschen-WhatsApp-Gruppe in eine „Alles Gute zum Geburtstag“-Gruppe umzubenennen. Denn bis zur Fußball-Europameisterschaft gab es hier kaum Themen zu organisieren und zu diskutieren.
Die sportlich zwar enttäuschende Fußball-EM brachte den positiven Nebeneffekt, dass ein neuer Saison-Kneipier mit außergewöhnlichem Konzept den Mut fasste, für die Einwohner mal was ganz anderes zu bieten. Mit dem Leitspruch „Endlich wieder normale Leute“ setzte er beim Public Viewing unter strengen Auflagen nicht nur auf zurückerlangte Geselligkeit, sondern auch auf Qualität auf höchstem Niveau.
In Holzbierkisten der Brauerei Michels, gefertigt in einer Hausener Kunsttischlerei, entstand ein Bier-Promidinner mit außergewöhnlichster Auswahl.
Eine Generalprobe dazu fand wenige Tage zuvor auf dem Hundesportplatz statt und machte gemeinsames Biertrinken zu einer regelrechten Weiterbildungsveranstaltung.
An unseren neuen Saison-Kneipier haben wir daher nur einen Wunsch: „Mach weiter so!!“
Und allen Einwohnern und auswärtigen Gästen möchten wir zum Schluss noch eine Bitte für die kommende Zeit ans Herz legen:

„Unterstützt die Gastronomie in eurem Ort wo ihr nur könnt.
Getreu dem Motto: „Drink, dont´t drive – fahr nicht fort sauf im Ort!“
Und wenn es dann doch mal zu viel war, achte auf deinem heimischen Hof, auf im Dunkeln umherstehende Sonnenschirmständer“

In diesem Sinne möchten wir uns wieder einmal bei allen, die zum Gelingen unseres
Kirmesfestes und stets zur Verbesserung des Gemeindelebens im unserem Ort beitragen haben, recht herzlich bedanken und bitten alle um Verständnis für die Pandemieregelungen für die wir nichts können, aber ohne die auch keine Kirmes möglich gewesen wäre.

Wir verurteilen hiermit, am heutigen Kirmestage, den Hammel zu folgenden Strafen:
Im ersten Punkt zu 2000 Zivilstunden im Bauhof der Gemeinde, um die verlorengegangene gewohnte dörfliche Pflege, die wir einst zu Zeiten der Zivildienstleistenden in Hausen hatten, wiederherzustellen.
Des Weiteren hat er im zweiten Punkt sämtliche betroffene Gebäude im Kanalbauabschnitt 3 professionell zu reinigen.
Im dritten und letzten Punkt hat er alle Hinterhofgrundstücke in Richtung Harderholz von überwuchertem Bauschutt, Schrott, Bau-Containern und sonstigem Unrat zu befreien und sie wieder für die dörfliche Kleintierzucht herzurichten.
Anschließend wird er dann seinem Scharfrichter übergeben.

Im Namen aller Hammelbrüder und im letzten Auftrag von Gustav dem Gauleiter wünschen wir viele frohe und friedliche Stunden hier bei unserem Umzug.

Bleibt gesund und munter.

Bis zur nächsten Kirmes grüßen:

Die Kirmesburschen

 

Geschrieben 2021
zur 70-Jährigen Hausener Kirmes
von David Schäfer

Hammelrede 2020

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder,

 

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug auf das Herzlichste willkommen.

Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 69. Hammelausreiten in altbekannt würdiger Form zu begehen.

Auch im Jahr der großen Entbehrungen haben wir wieder über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach Hammelbruderart zu berichten.

Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen “Carlos Coronus“ hat zahlreiche Untaten verübt, die hier bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um diesen im Schafspelz getarnten Übeltäter, zu ergreifen.

Reiter und Wagen schwärmt aus!!

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außergewöhnliche

und gefürchtete Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte:

Wie es nicht anders zu erwarten war, lieferte uns der Hammel schon direkt

am Festwochenende des Letzten Hammel-Gerichts unzählige Anlässe für die Anklage im Jahr 69 nach der geschichtsträchtigsten Vereinsgründung überhaupt.

Der Burschenvorstand prüft aktuell, ob wir zum 70. Hammelausreiten im nächsten Jahr nicht gegen 2 Hammel ermitteln müssten, weil einer allein gar nicht mehr so viel Unheil anrichten kann.

Bei der in Hausen eigentlich ungebräuchlichen Tradition die Kirmes auszugraben, die der Hammel eigenmächtig ohne Abstimmung aller Kirmesburschen einführte, vergrub er seine Schnapsflasche so gut vor sich selbst, dass diese nicht wiedergefunden wurde.

Der Start ins Festwochenende auf dem Saal zog sich dadurch unnötig lang hin und verärgerte gerade die wenigen pünktlich eingetroffenen Gäste.

Um die Veröffentlichung seiner Untaten zu verhindern, steckte er schnell vor Beginn des jährlichen Hammelgerichts sämtliche Elektrostecker zusammen mit einer Pommesfriteuse in nur eine Steckdose der bekanntlich sehr empfindlichen Saal-Elektrik.

Das jähe Ziel, seine Richter stummzuschalten, gelang ihm mit Bravour. >

Der Frühschoppen am Montag löste allgemein gemischte Stimmung aus.

Während sich die meisten Gäste und Hammelbrüder bei schönem Wetter

draußen die Sonne auf den Pelz scheinen ließen, nutzte der Hammel die dadurch entstandene öde Stimmung drinnen, um mit einer angezündeten Zigarette Aufmerksamkeit zu erregen und den Vorstand aus der Reserve zu locken.

Die paar Verbliebenen im Saal machten das Beste aus der trüben Stimmung und suchten untereinander nach optischen Gemeinsamkeiten.

Und so wurden, inclusive Fotoshooting, spontan die beiden Clubs der Oberlippenbart und Vollbarträger gegründet.

Auslöser dazu war einer auf den Gott sei Dank weiter Verlass ist.

Als Wolle Wiesel stolz seinen Oberlippenbart mit dem Vorwand beim Hausarzt präsentieren wollte, vernahm man ihn dort zwar für voll aber dennoch nicht für voll.

Enttäuscht über die Situation kippte er anschließend noch einen extra auf seine Lampe und prüfte auf dem Heimweg, ob der Roteberg und die alte Bergstraße wirklich immer noch gleiche Abmaße haben.

In der Winterzeit, als alles „coronal“ noch in bester Ordnung war,

eröffnete zur 16. Stunde des 21. Tages im Dezember der beste Mittelalterweihnachtsmarkt in der Geschichte.

Volle Krüge und deftiger Schmaus, alles aus dem eigenen Ort,

sorgten für hohe Besucherzahlen, auch aus umliegenden Gemeinden.

Seitdem brütet der Hammel an einer Geschäftsidee unsere einfallsreichen Veranstalter abzuwerben, um zukünftig auf berühmten Burgen anstatt am Hundesportplatz ihre Zelte aufzubauen.

Das Gleiche plant er auch mit dem fernsehreifen Weihnachtskonzert unseres

Kirchenchores, welches er wie gefesselt mitverfolgte und am liebsten für sich allein vermarkten würde.

Auf weiterer Talentsuche, die sich gut vermarkten ließen, scheiterte er an einem alten bekannten Nölburschen, der ein Angebot für seine comedyreifen Emotionsausbrüche auf einem eigenen YouTube-Kanal dankend ablehnte.

Mehr Erfolg hatte Carlos, indem er eine neumodern integrierte Tradition aus den USA auf die Spitze trieb.

Zu Halloween engagierte er eine originale Figur eines amerikanischen Horrorfilms, die bewegungslos im halbdunkeln Hausener Kinder traumatisierte.

Einige von ihnen beendeten panisch ihre Süßigkeiten-Sammlung und flüchteten weinend nach Hause.

Das traditionelle Hammelessen, welches sich Jahr für Jahr immer mehr zu einer „Top Secret“ Aktion entwickelt, fand dieses Jahr trotz leerstehendem Gemeindesaal wieder mal auswärts statt.

Der beschwerliche Fußweg dorthin, bei ruppigem Wetter und eiskaltem Bier statt Glühwein, wurde aber bei gutem Essen und einem Spezialgast zu späterer Stunde schnell vergessen.

Beim Einsammeln des Sonderobolus ahnten die Burschen schon, was heute noch folgen sollte. Einigen sehr zögerlichen Burschen musste allerdings erstmal durch die Seniorenfraktion des Abends gezeigt werden, wie man mit einer freizügigen Dame umgehen muss.

Genauso holprig wie dieser Abend lief auch die aufwendige Vorbereitung auf den diesjährigen Karneval.

Durch Unstimmigkeiten unter den Organisatoren und akuter Fluktuation im Siebener Rat, kristallisierte sich kurzfristig ein neuer Präsident mit sehr hohem Potential heraus.

Bei gewohnt sehr gutem Programm in Hausener Manier und ausgelassener Stimmung, vergaßen die meisten Gäste dann schnell, dass sie an der Abendkasse diesmal mehr Eintritt zahlen mussten als für einen Tanzabend der Hausener Kirmes.

Die letzte offizielle Veranstaltung in Hausen vor dem unfreiwilligen „coronalen“ Lockdown war das 100-jährige Jubiläum unseres Bahnhofes.

Trotz der Tatsache, dass sich die Gemeinde Niederorschel jetzt doch wieder als stolzer Zweit-Besitzer eines Bahnhofs bezeichnen kann, blieben die Einnahmen dieser hochinteressanten Zeitreiseveranstaltung aber in Hausen und füllten den großen Glockentopf weiter auf.

Zusammen mit der Glockensuppe in der Kirche, Glockenbratwurst,

Glockenglühwein vor der Kirche und vielen weiteren großzügigen Glockengeldspendern konnte im Amtsblatt unserer Gemeinde, welches mittlerweile ja nur noch aus zusammengetackertem Kopierpapier besteht, ein beachtliches Spendenbarometer präsentiert werden.

Die Geburt der neuen Kirchenglocken sollte eigentlich in einem viel feierlichen Rahmen stattfinden, wenn Carlos nicht den bekanntesten Virus nach dem Pesterreger aus China eingeschleppt hätte.

Das Erfolgsmodell „Alles für die Glocken“ zieht mittlerweile auch Nachahmer an, mit der Idee die eine oder andere Heimbaustelle finanzieren zu können.

Und dann kam er der große Lockdown der das Jahr 2020 zu einem sehr außergewöhnlichen und vor allem ausgefallenen Jahr machen sollte.

Ostern ausgefallen, Erstkommunion ausgefallen, Schule ausgefallen, Start des „Kanalbauabschnitts 3“ ausgefallen.

Ja…sämtliche gesellschaftlich wichtigen Veranstaltungen…AUSGEFALLEN!

Noch nicht mal auf der Straße konnte man sich ohne ein schlechtes Gewissen blicken lassen.

Wer sich während der staatlich verhängten Kontaktsperre gerade mal nicht im Harderholz aufhielt, war damit beschäftigt Notvorräte aus Nudeln, Klopapier, Konserven und Toastbrot anzulegen. Kriegsähnliche Zustände spielten sich in vielen Geschäften ab.

Getreu dem Motto:

Grenzen zu,

Regale leer,

Willkommen zurück in der DDR,

musste man wieder Dinge kaufen, wenn es sie gerade zu kaufen gab, auch wenn man sie gerade gar nicht brauchte.

In kilometerlangen, sich wöchentlich ändernden Gesetzestexten aus Amtschinesisch mussten sich die Hausener Einwohner mühevoll belesen, um morgen nicht in neue Bußgeldfallen der Corona-Sheriffs und einigen selbsternannten Wächtern zu tappen.

Aus dieser Notsituation heraus wurde zu Christi Himmelfahrt sogar ein altes, verborgenes Fleckchen Erde wiederentdeckt.

Heimlich nutzte eine Gruppe Hausener Väter, wie in guten alten Zeiten, die Abgeschiedenheit und Ruhe auf dem Viereck, um diesen wichtigen Tag ungestört zu begießen.

Diese unbegreiflich schwierige Situation macht natürlich dem allgemeinen Wohlbefinden und der Entwicklung unseres Dorfes schwer zu schaffen.

Die Entstehung eines österreichischen Wirtshauses im Mitteldorf mit spontanen Trinkabenden und tiefen Einblicken in gewisse Vorlieben einiger Burschengattinnen,

bremste der Hammel genauso gezielt aus wie die Einarbeitung des neuen Bauhoftrupps.

Obwohl die neuen Kollegen sich eh schon schwer tun die optische Pflege im gesamten Ort aufrechtzuerhalten, schubste der Hammel auch noch ihren Mähtraktor in ein tiefes Bodenloch am Roteberg.

Das alles beobachtete er gemütlich während er im Zivi-Hauptquartier saß und weiterhin mit den Senioren des Ortes seine traditionellen Frühstücksrunden genoss.

Neue Ermittlungen gegen den Hammel mussten aus Mangel an Beweisen, unter anderem wegen Fahren ohne Führerschein auf akrobatischen Zweirädern eingestellt werden, als nach Prüfung festgestellt wurde, dass es sich nur um Fahrräder mit selbstgebauten Soundgeneratoren handelte.

Auch die Ermittlung gegen das Aufstellen selbstgebauter Verkehrsschilder auf der Rennstrecke Schulstraße-Bahnhofstraße, musste wegen Mangel an Zeugen schnell eingestellt werden.

Für diese Ermittlungen konnte, im Gegensatz zum Mangel an Personal für Verkehrskontrollen, sogar die Chefetage des Ordnungsamtes mobilisiert werden.

Sein größtes Ziel hat der Hammel dieses Jahr aber trotz größter Arglist nicht erreichen können.

Verärgert musste er mit ansehen, dass ihm sein größtes Vorhaben, einem alt bekannten Hausener Pferdezüchter das Leben schwer zu machen, nicht richtig gelingen wollte.

Er versuchte es erst mit Feuer in seinem Keller, das mit dem kompletten Arsenal an Feuerwehrautos der umliegenden Ortschaften aber schnell bewältigt werden konnte.

Er versuchte es mit Wasser, welches beide seiner Kellergeschosse zerstören sollte,

aber glückseeligerweise in den frisch renovierten Räumen nur überschaubaren Sachschaden verursachte.

Parallel dazu wand er eine neue List an und verhinderte die Unterstützung der Hausener Feuerwehr durch die Nachbarorte.

Er ließ sie bei der unfassbaren Gewitterflut im Sommer mit komplett überschwemmten Straßenzügen, buchstäblich im Regen stehen.

Langfristig hatte Carlos schon dafür gesorgt, dass diese zu erwartende Flut mehr Schaden anrichten sollte als je zuvor, indem er den wichtigen Flutgraben auf der Kreuzung verschloss und sich das auch noch von den Anwohnern finanzieren ließ.

Aber er rechnete nicht damit, dass an diesem Tag jeder verfügbare Hausener zum Helfer wurde und dadurch alle betroffenen Hausbesitzer zumindest Beistand hatten.

Wenn der dörfliche Zusammenhalt in unverhofften Notlagen auf die Probe gestellt wird, merkt man, dass man sich hier immer noch auf einander verlassen kann.

An dieser Stelle >>Vielen Dank nochmal an alle Helfer in der Not!!

das ist auch einen Zwischenapplaus wert!! 

Es ist ja allgemein bekannt das der Hammel merkwürdige Dinge tut, wenn er ungewollt viel Zeit hat.

Mit seiner Idee die langatmige Corona-Zeit zu überbrücken, indem er sich seelsorgerisch und mit eigener spezieller Therapie um das eine oder andere bedürftige Herz zu kümmern, wandelte er auf scharfem Grat.

Des Weiteren startete er einen zweiten Versuch, das aus dem letzten Winter übel ausgegangene

Schlachtfest in der Schöllbornstraße besser zu überstehen – was ihm aber misslang und dieses Jahr eine Zahnlücke zur Folge hatte.

Beim nächstbesten Trinkgelage packte ihn wieder der Mut und er versuchte sich selbst die Haare zu schneiden, was letzten Endes im Kahlschlag endete.

In ein turbulentes Jahr startete am Silvestertag auch unser Gemeindesaal, als es noch möglich war eine High-End-Silvesterparty mit Farbspektakel, DJ und Live-Übertragung in die ganze Welt zu veranstalten.

Als trotz der anhaltenden Veranstaltungssperren unser Gemeindesaal in der

„night of light“,

in einem weit über unseren Ort leuchtenden Rot erstrahlte, wusste der Hammel nicht, welches Gerücht er schneller verbreiten sollte.

Ob für Hausener Junggesellen die Eröffnung eines dorfeigenen Bordells besser klingt oder für alte Anhänger der sozialistischen Zeit die Auferstehung des Palastes der Republik  direkt in Hausen………alles Ansichtssache!

Der Sinn dieser aufwendigen Beleuchtung war aber viel tiefgründiger und sollte Aufmerksamkeit, auf die vielen bedrohten Existenzen in der Gastronomie und Veranstaltungsbranche lenken.

Eine vorzeitige aber notwendige Innenrenovierung zum 20.Geburtstag bekam unser Saal dann in der 2. Jahreshälfte, weil auch er der schweren Gewitterflut schutzlos ausgeliefert war.

Der immer noch eifrig betriebene, einheimische Handel mit Hühnereiern kam in diesem Frühjahr fast zum Erliegen, nachdem der Fuchs systematisch von Grundstück zu Grundstück schlich und viele Legehennen holte.

Anderen Tieren im Ort erging es dagegen besser.

Hunde können ab sofort bedenkenlos ihr Geschäft auf der Straße erledigen, da ihre Besitzer nun vom Benedictus Weg aus und direkt vorm Haus des Bürgermeisters mit Tüten für Hundehäufchen versorgt werden.

Und wo letztes Jahr noch wilde Lagerwirtschaft für Tierfutter betrieben wurde, können nun 2 ganz besonders glückliche Pferde, inclusive zurückeroberter eigener Zufahrt, stolz auf ihren eigenen Westernreitplatz blicken.

Für die große 70-Jahre-Jubiläumsfeier im nächsten Jahr, möchten wir alle Hausener, alle ehemaligen Hausener, Freunde und Gönner unseres Heimatortes aufrufen:

„Macht mit, kommt zu den Veranstaltungen…wenn wir dürfen…“

Oder, wie früher: „Schließt euch uns an!“

Helft uns, dass man auch noch zum 80. Geburtstag von einer gelungenen Kirmes 2021 spricht.

In diesem Sinne, und im Namen aller Hammelbrüder, bedanken wir uns für eure Aufmerksamkeit und wünschen frohe und nette Stunden.

Bleibt heute mehr denn je gesund und munter!

Bis zum nächsten Jahr grüßen:

 

Die Kirmesburschen

Geschrieben 2020 von

David Schäfer

 

 

Hammelrede 2019

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder,

 

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich Euch zu unserem heutigen Festumzug auf das Herzlichste willkommen.

Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser  68. Hammelausreiten in altbekannt würdiger Form zu begehen.

Auch im Jahr der großen Vereinigung  mit unseren Nachbargemeinden haben wir wieder über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach Hammelbruderart zu berichten.

Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen “Emilio Emmissioni“ hat zahlreiche Untaten verübt, die hier bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um diesen im Schafspelz getarnten Übeltäter, zu ergreifen.

Reiter und Wagen schwärmt aus!!

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außergewöhnliche Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte:

Mit großer Freude, liebe Freunde der Hausener Kirmes…,

kann das Hammelgericht bestätigen, …. Es geht weiter aufwärts!!

Durch gute Konzepte und langfristige Planung des Hammelvorstandes ist es gelungen, weiter junge und auch nicht mehr so junge, motivierte Burschen in unseren Verein zu integrieren.

Wie in guten alten Zeiten wurde zur letzten Kirmes schon viele Wochen vor dem Festwochenende am ersten Umzugswagen geschraubt, gesägt und fleißig getrunken.

In diesen modernen Zeiten würden selbst schulschwänzende schwedische Umweltaktivisten stolz auf die Hausener Burschen sein, wenn sie wüssten, dass auf nachhaltiges Kirmeswagenbauen geachtet wird – zum Beispiel der Cocktailwagen wieder und wieder genutzt wird, sogar auf einer Traumhochzeit!

Auch die Vollzähligkeit und Pünktlichkeit zu den Veranstaltungstagen haben die Burschen in dieser Saison vorbildlich gemeistert.

Jungs und Mädels, wir sind stolz auf euch!!

Natürlich lässt es sich traditionell nicht verhindern, über das eine oder andere getränke-

verursachte Vorkommnis zu berichten, da in dieser Kirmessaison außergewöhnlich viele Ereignisse notiert werden mussten.

Ärgerlich sollte das aber nur für den Hammel sein, der neidvoll auf seinem Wagen stand und die Geselligkeit und festliche Stimmung durch sein bockiges, stures Wesen nicht genießen konnte.

So sammelte er Berichterstattungen über Kirmesgäste, die in Hofeinfahrten oder gar im Mühlbach liegend, von vorbeikommenden Helfern geborgen werden mussten.

Eine vollkommen überfüllte Badewanne kippte im  Saal um, kollidierte mit dem Saalinventar und musste notärztlich versorgt werden.

Ein weiterer Bursche musste nach dem Kirmesumzug wegen Verlust seiner Besinnung und des Gehörs auf die eigene Mutter, mehrfach unfreiwillig nach Hause gebracht werden.

Kurz ausgeruht kam er in rosa Sportbekleidung schnell wieder zum Saal zurück, um zu demonstrieren, dass seine Fitness immer noch höher ist als sein Alkoholpegel.

Der nächste Bursche hatte große Schwierigkeiten in seinem ersten offiziellen Jahr

mit der Trinkfestigkeit seiner Hammelbrüder mitzuhalten.

Beinahe hätte er aufgrund seines Alkoholspiegels nicht gemerkt, dass ihm Emilio heimlich ein Radler untergejubelt hatte.

Dass man niemals die legendäre Feierfestigkeit der Hausener unterschätzen darf,

musste auch die Gattin eines unserer Burschen qualvoll erfahren, als sie den unaufhaltsamen Rückwärtsgang von alkoholischen Getränken erleiden musste.

Der Spaß schlug allerdings in vollen Ernst um, als der Hammel einen verlorenen 200€-Schein auf dem Festgelände fand und ihn nicht ehrlicherweise am Tresen des Saals abgab.

Heute wird der Hammel deshalb noch mal offiziell vom Hammelgericht aufgefordert dieses Unrecht wiedergutzumachen, um damit auch seine heutige Strafe zu mildern.

Durch jugendliche Leichtsinnigkeit hätte der Hammel fast sein Leben verloren, als er nachts am Straßenrand der Schöllbornstraße saß und sich von einem anstrengenden Schlachtfest erholte.

Ein vorbeifahrendes Auto hätte ihn um ein Schafshaar überrollt.

Im eilig herbeigerufenen Rettungswagen kam Emilio wieder zu sich und gab den Rettungskräften deutlich zu verstehen, dass er fit sei und anstatt ins Krankenhaus zu seinem Kumpel in die Ex-Bergstraße gefahren werden möchte.

Auf anderen Veranstaltungen kam der Hammel nicht so glimpflich davon.

Auf einem Rockfestival musste er von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen werden, nachdem er reihenweise weibliche Gäste belästigte.

 

In der Wintersaison nutzte der Hammel die Gelegenheit, um den Hammelvorstand zu einer riesigen Dummheit zu verleiten.

Unsere Vereinsfahne vor unbefugten aus dem Nachbarörtchen zu beschützen, das bekommt jeder Hausener Kirmesbursche schon mit der Muttermilch eingetrichtert.

Für Vorstandsmitglieder ist es schon seit jeher mit hohen Bierstrafen belegt, diese Fahne  an fremde Hände zu verlieren.

Zum Hammelessen in diesem Jahr trug Emilio sie persönlich und freiwillig von Hausen über den Damm in eine bekannte altdeutsche Gastschänke in Breitenholz.

Dort fand ein mit tollen Geschichten geprägter, geselliger Abend statt. Selbst das  traditionell viel zu wenige Hammelgulasch konnte diesmal keinem die Laune verderben.

Die Burschen hatten einen  Riesenspaß und wurden dort sonst sehr gut versorgt.

Aber wegen des Verlusts der Weihe unserer Fahne wird Emilio deshalb heute offiziell zu einem Fass Freibier verurteilt!!

Das wohl geschichtsträchtigste Ereignis seit der Unabhängigkeit vom Kloster Reifenstein vor vielen Generationen begann für unseren Ort am Neujahrstag.

Die Integration in die große Einheitsgemeinde wurde mit dem 12. Glockenschlag amtlich.

Viele Veränderungen laufen seitdem Schritt für Schritt an und sollen neue Bestimmungen aus dem Landtag in die Praxis umsetzen.

In mehr oder weniger demokratischer Abstimmung konnten die Anwohner der Straßen, die umbenannt werden müssen, ihren Favoriten bei der Gemeinde selbst mitbestimmen.

Auch kommunalpolitisch sind alle notwendigen wichtigen Veränderungen angelaufen.

Bei bundestagsähnlichem Wahlkampf über viele Wochen hinweg sollten sich die Bürger aller Orte unserer Gemeinschaft ein Bild machen wie die neuen Gemeinderäte zusammengesetzt werden, und wer der Kopf unserer neuen Einheit werden soll.

Leider sorgte der Hammel dafür, dass dies nicht mit gewohnter Hausener Harmonie und Sachlichkeit stattfinden konnte.

Durch viel Wahlkampfpost und Wahlveranstaltungen wurde dem einen oder anderen schnell bewusst, dass in der modernen „Demokratie“ nicht gekuschelt wird.

Als der Hammel damit begann, unter dem „Dach der Hausener“ auf dem Gemeindesaal verbal scharf auf Angriff zu gehen, ohne Rücksicht auf alte Weggefährten, langjährige Unterstützer und Freunde, war klar, dass jetzt ein anderer Wind wehen wird.

Diese in Niederorschel übliche Grundstimmung bei Versammlungen, sind wir in Hausen nicht gewohnt und appellieren an jeden, nicht seine gute Kinderstube zu vergessen, um sich auch morgen noch in die Augen sehen zu können.         „Wir sind Eins“:

klingt nach großer Zukunft und funktioniert  nur, wenn es gemeinsam über den Tellerrand seiner gewählten Partei hinaus praktiziert wird. Ganz im Sinne der Gemeinschaft unseres Ortes und unserer Einwohner.

Da kommen die vielen Hausener Veranstaltungen sehr gelegen um „Einheit“ nicht nur zu predigen, sondern auch gemeinsam zu leben.

Beim diesjährigen Weihnachtsmarkt, der wieder von vielen fleißigen Helfern unter dem Motto:  „Trinken für die Glocken“ mitgestaltet wurde, sollte die erste Ansparsumme zur Renovierung unseres Kirchturms eingebucht werden.

Dem durch chronischen Mitgliederschwund gebeutelten Karnevalsverein ist dank seiner unfassbaren Motivation wieder ein großartiges Faschingswochenende gelungen.

Flexibilität war gefragt und wurde umgesetzt:

Da muss auch schon mal der Burschenvorstand als Siebener Rat herhalten.

Und um das „Altherrenballett“ mit seinem bekannten Charme aufrechtzuerhalten, füllten diesmal auch junge Männer so manche Lücke.

Beim Osterfeuer, das seit Beginn jeglicher Wetteraufzeichnungen erstmals bestes Frühlingswetter hatte, ging diesmal nicht die Bratwurst aus und man konnte sich über

viele gut gelaunte Besucher freuen.

Alte Traditionen werden erfolgreich wiederbelebt, wie das Hähnekrähen auf dem Damm, das dieses Jahr wieder zum 8. Mal in Folge stattfand.

Manche Traditionen wurden auch sehr geschickt in neue gemeinschaftliche Veranstaltungen integriert.

So wurde beim Kirmesburschensommerfest das erste Mal Fußball gespielt.

Der alte Klassiker, Oberdorf gegen Unterdorf, unterhielt wieder, wie früher,

seine Gäste nicht durch sportliche Spitzenleistungen sondern durch

sein unverwechselbares Komödien-Flair.

Wie Phönix aus der Asche ist dieses Spiel das letzte Kulturgut aus alten Zeiten des Sportfestes auf der Heide.

Alles andere als langweilig ist es, immer wieder das verrückt gewordene Wetter anzuklagen.

Die steigende Dichte von zerstörerischen Stürmen die unseren Ort heimsuchen ist beängstigend.

Wieder gab es im Winter abgedeckte Dächer und Schäden an Häusern und Autos.

Das gute alte Harderholz hat kaum noch Gelegenheit sich zu erholen, wenn Emilio seine wütenden Orkane zur Rodung der restlichen Waldflächen aussendet.

Die Trockenheit im Sommer veranlasste die Gemeinde sogar dazu, alle für den Rasentraktor unzugänglichen Grünflächen als Notweideflächen stehen zu lassen,

bis Anwohner sie sozialistisch selber mähen oder Emilio seine Familie aussendet, um sie überall im Dorf grasen zu lassen.

Einem jungen Nachwuchs-Rinderzüchter wurden sogar die Grünflächen rund um den Gemeindesaal für landwirtschaftliche Zwecke zugesprochen.

Ungeschickt zerstörte er allerdings seinen Grundstückszaun beim Versuch den wertvollen getrockneten englischen Rasen einzufahren.

Ein altes leidiges Thema weswegen Hammel jedes Jahr aufs Neue angeklagt werden muss, ist die Verkehrssituation hier im Ort.

Kaum ist die neue „verkehrsberuhigte Zone“ durchs Klapperfahrt fertig, wurde sie durch unprofessionelle Ausschilderung in unseren Nachbarorten zur Hauptumleitungsstrecke von gefühlten 100 Dauerbaustellen und Straßensperrungen im Umfeld, bis hin zu Sperrungen der Autobahn.

So ist die Straße, mitfinanziert durch die Hausener Bürger, noch in der Gewährleistungszeit wieder dahin.

Unzählige LKW und Busse drängelten sich täglich rücksichtslos über die Gehwege, dicht an den Hauswänden vorbei. Da musste es erst nach einer Kollision Verletzte in einem Schulbus geben, bevor die Polizei für Ordnung sorgte.

Dass die Lebensgefahr für alle Anwohner um ein vielfaches gestiegen ist, beweisen die komplett schwarz radierten Bordkanten der Gehwege, die eiskalt als 2. Fahrspur für Busse und LKW missbraucht werden.

In den tiefen Wendekratern auf der Kreuzung zur Bushaltestelle sollen sogar schon kleinere Fahrzeuge verschwunden sein.

Die letzte sichere Zone für Fußgänger im Unterdorf ist nun der neue Gehweg zum Bahnhof, der zur Freude aller Bahreisenden in diesem Sommer fertig gestellt werden konnte.

Weitere Veränderungen werden dem Namen „Hausen“ trotz der Eingemeindung in den Geschichtsbüchern einen ewigen Platz sichern.

Die Panzerknacker und die berühmte Olsenbande haben noch schnell Routenplanung betrieben, bevor Hausen in neueren Navigationssystemen nicht mehr zu finden ist.

Ihnen ist zu Ohren gekommen, dass sich in der Ex-Hauptstraße jetzt der wohl einbruchsicherste Tresor der Welt befinden soll.

Auch ob sie das historische Ortschild mit der Aufschrift „Hausen > Kreis Worbis“

stibitzt haben, oder ob es patriotische Einheimische waren, wird gerade ermittelt.

Noch mehr aber sind diese Gauner am neuen Patent des aus dem Mittelalter bekannten Kerbholzes interessiert.

Clevere Hausener benutzen es seit neuestem als Zähler für vertilgte Bierkisten und geben dem alten Zählholz für Straftaten einen ganz besonders neuen Charme.

Im letzten Anklagepunkt muss dem Hammel wiederholt Störung des örtlichen Friedens, Beraubung von freien Entscheidungen und Freiheit auf eigenen Grundstücken vorgeworfen werden.

Durch seine sturen Baugesetzte ist es zum Beispiel dem allgemeinen Häuslebauer heute kaum noch möglich selber zu entscheiden, was er in seinem Garten für Bäume setzten, geschweige noch welche man ohne Genehmigung entfernen darf.

Dem Fass den Boden schlägt es aber aus, dass man jetzt für eine Baugenehmigung Emissionswerte für Tiere nachweisen muss, während man im Winter von allen Seiten mit dichten Rauchschwaden aus Schornsteinen vergiftet wird.

Vergangene Generationen hätten heute alt ausgesehen, als jeder noch eine Güllegrube, Ofenheizung und eine große Anzahl von Nutztieren auf dem Hof hatte.

Da wir trotz moderner Zeit und immer westlicheren Ansichten des Lebens, den Sinn der Hammelanklage aus alter Burschentradition nicht vergessen haben, sparen wir uns Floskeln wie: „Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig bla bla bla“ und möchten uns wieder einmal bei allen die zum Gelingen unseres Kirmesfestes und stets zur Aufrechterhaltung  von Hausener Harmonie und Lebensqualität beitragen, recht herzlich bedanken.

In diesem Sinne und im Namen aller Hammelbrüder wünschen wir noch friedliche und

unbeschwerte Stunden bei unserem Umzug.

Bleibt gesund und munter.

 

Die Kirmesburschen

Geschrieben 2019 von

David Schäfer

 

 

Hammelrede 2018

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder.

 

Als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug im Jahr 2018 auf das herzlichste willkommen.

Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 67. Hammelausreiten in würdiger Form zu begehen.

Selbst wenn damit der Kirmesverein den Eintritt ins reguläre Rentenalter erreicht hat und das Durchschnittsalter seiner Mitglieder weiter steil ansteigt, haben wir auch in diesem Jahr wieder über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach Hammelbruderart zu berichten.

Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen „Dagobert der Datenschützer“ hat wieder zahlreiche Untaten verübt, die vor diesem hohen Gericht bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um diesen im Schafspelz getarnten Übeltäter zu ergreifen:

Reiter und Wagen schwärmt aus!

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außergewöhnliche Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte:

Unser diesjähriger Hammel, der mit Abstand einer der merkwürdigsten ist, den unsere Kirmes je erlebt hat, fiel gleich während der traditionellen „After-Kirmesumzugsparty“ negativ auf.

Beim übermütigen Versuch einen unserer Burschen heiß zu tanzen und den Kopf zu verdrehen, haute er diesen nicht nur aus den Socken sondern gleichzeitig auch unsanft aus seinem Rollstuhl.

Der traditionelle Umzug startete auch im letzten Jahr wieder mit mühevoll vorbereiteten Wagen und Kostümen.

Aus Disneyland besuchten uns viele hochrangige Stars, die für unsere Gäste herrliche Fotomotive abgaben.

Beindruckend war auch, wie viele unserer Gäste ohne Scham, Hemmschwelle und vor den Augen der eigenen Ehefrauen im mobilen Nagelstudio verschwanden, in dem sich attraktive Damen ihre Finanzierung des Kirmesfestes sicherten.

Allen Burschen, die sich wieder einmal vom Hammel überreden ließen, während der Kirmes in den Urlaub zu fahren, sind spätestens hier um eine spannende Lebenserfahrung betrogen worden.

Nachdem sich eine eigens für Hausen eröffnete Strandbar mit kostenloser Fahrt auf einem Bananaboot in den Umzug einreihte, verzog sich auch endlich der bis dahin unaufhörlich strömende Regen mit samt seinem Schlechtwetterfluch weit hinter den Bahndamm, wo er eigentlich herkam.

Es ist kein Geheimnis, dass bei uns in Hausen auch außerhalb der Kirmes immer was los ist. Alte traditionelle gesellschaftliche Ereignisse wie zum Beispiel das Sportfest im Harderholz werden gebührend durch neue Highlights ausgeglichen.

Einen Mittelalter Weihnachtsmarkt mit musikalischer Unterhaltung durch originale Minnesänger in uriger Stimmung konnten sonst nur mit Steuergeldern finanzierte Burgen im Eichsfelder Umkreis auffahren.

Selbst dass wir einen hochtalentierten Handwerker für Holzspielzeug in unseren Reihen haben, wussten zu diesem Zeitpunkt die wenigsten Einwohner.

Zum traditionellen Hammelessen wurde den meisten Burschen himmelangst und bange, als es hieß: das Hammelgulasch gibt es dieses Jahr wieder auswärts!

Noch auf dem Weg Richtung Hausener Bahnhof überlegte der ein oder andere kehrtzumachen, bei dem Gedanken an das Trauma damals in Breitenholz.

Die Angst vor diesem Ziel ließ viele vergessen, dass dort ja gar keine Züge hinfahren.

Selbst der Rückweg war für viele Burschen eine Tortur.

Halb verhungert vom üppigen Mahl und erfroren vom kalten Ambiente schleppten sich 2 Burschen bei Eiseskälte und Glatteis „soweit die Füße tragen“ von Niederorschel zurück in die heimische Sicherheit.

Ein weiterer Bursche glaubte sich auch wieder sicher zu Hause, als der Hammel die spiegelglatte Dorfkreuzung nutzte, um mit ihm einen Rollstuhl-Drift zu wagen….was leider gründlich schiefging.

Zur lang vorbereiteten Karnevalssitzung in unserem Gemeindesaal gab es wie gewohnt Hochstimmung und gute Laune in Überdosis.

Während sich der Siebener Rat an den mühevoll einstudierten Tanzaufführungen der neuen kleinen und großen Tanzgruppen erfreute, fühlte sich unser Präsident in seiner neu angeschafften Uniform sichtlich unwohl.

Im nagelneuen Stöffchen des Rates hatte er große Mühe seine Gewissensbisse wegen der neuen blau-weißen Farbe in den Griff zu bekommen.

Clever nutze er die ungeplante und kurzfristige Abwesenheit des Vereinsvorsitzenden, der wie auch zu Heiligabend auf die Suche nach seinen entlaufenen Pferden eilen musste, und wandelte das Motto des Abends spontan in „Schlumpf-Hausen HELAU“ um.

Viele weitere gesellige Höhepunkte im Verlauf des Jahres beweisen, dass die Hausener es immer noch draufhaben, trotz steigendem Alltagsstress die Dorfgemeinschaft in heimatlicher Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

Hierbei spielt der Damm als kulturelles Zentrum unseres Ortes – wie früher – die bedeutendste Rolle.

Der Versuch von Dagobert die Geselligkeit im Keim zu ersticken, indem er am Osterfeuer große Baumwurzeln entsorgte und damit schlechte Stimmung verursachte, hatte aber nur kurzzeitigen Erfolg.

Das Sommerfest der Kirmesburschen, mit Technik wie bei einer Großveranstaltung, wurde mit einer beeindruckenden Ansprache unseres Vereinsvorsitzenden eröffnet und bot Turnierspiele, super Stimmung und eine WM-Party gleichzeitig.

Eigentlich sollte dieser Tag all denen eine Dankesveranstaltung sein, die immer am Gelingen der Kirmes großen Anteil haben, aber viele trauten sich dann doch nicht, weil der Hammel ausgerechnet heute für unbeständiges Wetter sorgte.

Zu Christi Himmelfahrt leitete Dagobert 4 unserer Burschen so hinterlistig von ihrem Wanderweg ab, dass sie auf dem Weg zur ersehnten Biertränke über hohe Weidezäune klettern mussten. Völlig ahnungslos scheuchten sie dabei 2 wütende Bullen auf und brachen auf dem Rückweg zum rettenden Weidezaun sämtliche Geschwindigkeitsrekorde.

Auch das berühmte „Hausen Open Air“ konnte wieder noch einen draufsetzen:

Mit einer angesagten AC/DC-Coverband lockte man wieder viele auswärtige Gäste an, die Hausen ohne Navigationsgerät niemals gefunden hätten.

Da der Damm keine eigene Adresse hat, fanden trotz guter Ortskenntnis, aber leider nur wenige Einheimische den Weg zum großen Event.

Als zweitältester aktiver Verein feierte der Hundesportverein „Ortsgruppe Hausen“

ihr 50-jähriges Bestehen stilvoll vor Vertretern aller einheimischen Vereine und Gästen. Mit einem hochinteressanten Bildervortrag und den dazugehörigen Geschichten von früher fesselte man die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

Da die Einführung eines goldenen Buches in unserem Ort zu kurzfristig war, wurde der 1.Vereinsvorsitzende vom Hundesportverein gebührend vom Dorfschulzen mit einer Ernennungsurkunde für seine zahllosen Dienste in unserem Ort geehrt.

Hierzu auch noch mal von uns Riesenrespekt…auch dafür, dass du es geschafft hast, wieder einheimische Mitglieder zählen zu können!

Manch eine Wohnlage in unserem beschaulichen kleinen Ort hat sich seit der Wende so stark verändert, dass der ein oder andere Anwohner am liebsten sein geliebtes Eigenheim unter den Arm klemmen würde und ein paar Straßen weiter wieder aufstellen möchte.

Während neue Häuser in traumhaft ruhiger Lage, aber mit nicht so rosigen

Zukunftsaussichten zum Wohnzimmer hinaus entstehen, trauern einige Bewohner des Unterdorfes der ruhigen Verkehrslage während der Vollsperrung nach. Während viele Kinder die Rückumstellung auf die alte verschärfte Verkehrssituation ganz gut überstanden haben, gab es unter den vierbeinigen Dorfbewohnern schon das erste Opfer.

Andere kleine Seitenstraßen entwickeln sich prächtig und es macht Freude zu beobachten, dass mit viel Fleiß und freundschaftlicher Hilfe unter anderem ein waschechter „Wieselbau“ entsteht.

Das wohl meistdiskutierte Thema in diesem Jahr ist unumstritten der Umbau des guten alten „Klapperfahrt“ in eine verkehrsberuhigte Rennstrecke in Richtung Niederorschel.

Diese Baustelle spaltete unser bisher friedliches Dörfchen in zwei überzeugte Meinungen über die Notwendigkeit oder Unsinnigkeit dieser Maßnahme.

Vor allem der Hammel trug viel zur ungemütlichen Stimmung bei, indem er mit seinem kreuzgefährlichen Halbwissen über Details dieses Jahrhundertbauwerks viele Hausener Anwohner noch mehr verunsicherte, als sie eh schon waren.

Unzufrieden mit der Ausführung der neuen Straßenhöhe vor seinem Grundstück, legte Dagobert in einer Nacht-und-Nebel-Aktion selbst Hand an an die frisch gesetzten Straßenborde und passte diese klammheimlich an seine alte Einfahrtshöhe selbst an.

Mit prüfendem Fadenkreuz im Auge wunderten sich am nächsten Tag einige selbsternannte Bauleiter über den eigenartig ausgeführten Verlauf des neuen Gehweges.

Diese Baustelle riss nicht nur finanzielle Löcher in die Portemonnaies ALLER Einwohner sondern auch ein ganz entscheidendes in die Ölwanne von Dagoberts Auto.

Leichtsinnig und mutig quetschte er sein Auto durch den abgesperrten Bereich mit der Folge einer Ölkatastrophe durch ganz Hausen bis hinüber ins Örtchen, wo sein strapaziertes Gefährt mit Motorschaden endgültig den Geist aufgab.

Die Krönung der Peinlichkeit kam anschließend als die Breitenhölzer Feuerwehr, vor den Augen unseres Dorfschulzen, den Ortskern von der Ölpest „grinsend“ befreite.

Glückseeligerweise rettete das Können eines einheimischen LKW-Fahrers den Ruf der Hausener, als ihm die riskante Durchfahrt der illegalen Baustellen-Abkürzungsstrecke über den Gartenweg mit seinem Mülltonnen LKW ohne Schaden anzurichten gelang.

Getreu dem Motto „das hets freher net gegan“ stehen sich selbst unsere Dorfältesten kopfschüttelnd gegenüber, wenn sie beim „Spelle“ auf das diesjährige Wetter zu sprechen kommen. Nach dem wütenden und zerstörerischen Sturm im Winter zog diesen Sommer ein waschechter Sandsturm auf. Dieser kam so unerwartet und heimtückisch auf, dass selbst Dagobert mit seinem Fahrrad unterwegs im Straßengraben Schutz suchen musste. Ohne einen Tropfen Regen mitzubringen verzog sich der Sturm wieder und der eh schon niedrige Grundwasserspiegel konnte sich wieder nicht erholen. Gleichgültig wurde er vom Hammel noch zusätzlich strapaziert, als er mit einer Pumpe im Brunnen tagelang seine Gärten und ausgewachsenen Bäume bewässerte.

Damit uns in naher Zukunft vom Land Thüringen als kleine noch eigenständige Gemeinde nicht der Geldhahn zugedreht wird, sind weitere durch den Gesetzgeber vorgegebene und unumgängliche Veränderungen angelaufen. Die Bildung einer Einheitsgemeinde mit den Gemeinden des „Eichsfelder Kessel“ ist wohl die einzige Möglichkeit, in Zukunft gemeinsam unsere Orte mit neuer Struktur zu bewirtschaften und weiter zu entwickeln, ohne von einer größeren Stadt im Umkreis als Quotendorf zwangseingemeindet zu werden. Hierzu soll sogar die Verwaltungsgemeinschaft „Eichsfelder Kessel“ geopfert werden, um die Zukunft gemeinsam neu zu gestalten.

Schade, wo wir doch jetzt einen hier wohnenden und amtierenden VG Vorsitzenden aus einer Nachbar VG hätten selber stellen können. Schließlich hat das ja mit unserer Kirchengemeinde auch schon sehr erfolgreich geklappt.

In weiterer Vorbereitung auf die Vereinigung sitzt der Hammel angestrengt im stillen Kämmerlein und überlegt sich, wie mit doppelt vergebenen Straßennamen in unserer neuen Gemeinschaft umgegangen werden könnte.

Vorschläge zur Namensänderung der Hauptstraße in „an der Fan Meile“ oder die Änderung der Bergstraße in „zum Heinrichskreuz“ wären da vielleicht ein ganz guter erster Ansatz.

Unser heimatliches Harderholz wurde die letzten Monate wieder aufs intensivste von Dagobert schikaniert.

Noch nicht erholt vom letzten großen Sturm schickte er im Winter seine Komplizin Frederike aus, um wieder große Flächen Wald zu zerstören.

Sein verfolgtes Ziel war schließlich, nur kostenneutral an Brennholz zu kommen, das fleißige Forstarbeiter zugeschnitten am Wegrand für ihn bereitlegen sollten.

Eine Zeugin seiner unverschämten Tat machte er unschädlich, indem er ihr Auto beim Wenden an der Grotte rückwärts einfach in den Graben schubste, sodass es mit schwerem Gerät geborgen werden musste.

Einige Zeit später wurde Dagobert von einem sehr verärgerten Einwohner im Harderholz gestellt, nachdem er detaillierte Foto-Aufnahmen seines Grundstückes gemacht hatte.

Unwissend von den Bestimmungen des neuen Datenschutzgesetzes konnten sich die beiden schließlich gütlich darauf einigen, die Bildaufnahmen zu löschen, bevor sie unerlaubt an die Öffentlichkeit gelangen können.

Durch das neu in Kraft getretene Datenschutzgesetz…von dem wir Burschen selbstverständlich keinerlei Ahnung haben, sind wir dennoch bemüht, dass Ähnlichkeiten der angeklagten Punkte UNBEDINGT auf realen Tatsachen bestehen und Verbindungen zu angesprochenen Personen kein Zufall sind, aber beabsichtigt verschleiert wurden

Diese neu zum Gesetz gewordene Tradition pflegen die Hausener Kirmesburschen schon seit 1951 und sind damit der Zeit des neuen Datenschutzes um 67 Jahre voraus!

Guten Morgen werte Politiker!!

In diesem Sinne und im Namen aller Hammelbrüder wünschen wir noch friedliche und

unbeschwerte Stunden bei unserem Umzug und bei der After-Umzugsparty in unserem Saal.

Bleibt gesund und munter!

Bis zur nächsten Kirmes grüßen:

 

Die Kirmesburschen

 

Geschrieben 2018

von David Schäfer