Hammelrede 2018

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder.

 

Als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug im Jahr 2018 auf das herzlichste willkommen.

Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 67. Hammelausreiten in würdiger Form zu begehen.

Selbst wenn damit der Kirmesverein den Eintritt ins reguläre Rentenalter erreicht hat und das Durchschnittsalter seiner Mitglieder weiter steil ansteigt, haben wir auch in diesem Jahr wieder über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach Hammelbruderart zu berichten.

Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen „Dagobert der Datenschützer“ hat wieder zahlreiche Untaten verübt, die vor diesem hohen Gericht bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um diesen im Schafspelz getarnten Übeltäter zu ergreifen:

Reiter und Wagen schwärmt aus!

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außergewöhnliche Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte:

Unser diesjähriger Hammel, der mit Abstand einer der merkwürdigsten ist, den unsere Kirmes je erlebt hat, fiel gleich während der traditionellen „After-Kirmesumzugsparty“ negativ auf.

Beim übermütigen Versuch einen unserer Burschen heiß zu tanzen und den Kopf zu verdrehen, haute er diesen nicht nur aus den Socken sondern gleichzeitig auch unsanft aus seinem Rollstuhl.

Der traditionelle Umzug startete auch im letzten Jahr wieder mit mühevoll vorbereiteten Wagen und Kostümen.

Aus Disneyland besuchten uns viele hochrangige Stars, die für unsere Gäste herrliche Fotomotive abgaben.

Beindruckend war auch, wie viele unserer Gäste ohne Scham, Hemmschwelle und vor den Augen der eigenen Ehefrauen im mobilen Nagelstudio verschwanden, in dem sich attraktive Damen ihre Finanzierung des Kirmesfestes sicherten.

Allen Burschen, die sich wieder einmal vom Hammel überreden ließen, während der Kirmes in den Urlaub zu fahren, sind spätestens hier um eine spannende Lebenserfahrung betrogen worden.

Nachdem sich eine eigens für Hausen eröffnete Strandbar mit kostenloser Fahrt auf einem Bananaboot in den Umzug einreihte, verzog sich auch endlich der bis dahin unaufhörlich strömende Regen mit samt seinem Schlechtwetterfluch weit hinter den Bahndamm, wo er eigentlich herkam.

Es ist kein Geheimnis, dass bei uns in Hausen auch außerhalb der Kirmes immer was los ist. Alte traditionelle gesellschaftliche Ereignisse wie zum Beispiel das Sportfest im Harderholz werden gebührend durch neue Highlights ausgeglichen.

Einen Mittelalter Weihnachtsmarkt mit musikalischer Unterhaltung durch originale Minnesänger in uriger Stimmung konnten sonst nur mit Steuergeldern finanzierte Burgen im Eichsfelder Umkreis auffahren.

Selbst dass wir einen hochtalentierten Handwerker für Holzspielzeug in unseren Reihen haben, wussten zu diesem Zeitpunkt die wenigsten Einwohner.

Zum traditionellen Hammelessen wurde den meisten Burschen himmelangst und bange, als es hieß: das Hammelgulasch gibt es dieses Jahr wieder auswärts!

Noch auf dem Weg Richtung Hausener Bahnhof überlegte der ein oder andere kehrtzumachen, bei dem Gedanken an das Trauma damals in Breitenholz.

Die Angst vor diesem Ziel ließ viele vergessen, dass dort ja gar keine Züge hinfahren.

Selbst der Rückweg war für viele Burschen eine Tortur.

Halb verhungert vom üppigen Mahl und erfroren vom kalten Ambiente schleppten sich 2 Burschen bei Eiseskälte und Glatteis „soweit die Füße tragen“ von Niederorschel zurück in die heimische Sicherheit.

Ein weiterer Bursche glaubte sich auch wieder sicher zu Hause, als der Hammel die spiegelglatte Dorfkreuzung nutzte, um mit ihm einen Rollstuhl-Drift zu wagen….was leider gründlich schiefging.

Zur lang vorbereiteten Karnevalssitzung in unserem Gemeindesaal gab es wie gewohnt Hochstimmung und gute Laune in Überdosis.

Während sich der Siebener Rat an den mühevoll einstudierten Tanzaufführungen der neuen kleinen und großen Tanzgruppen erfreute, fühlte sich unser Präsident in seiner neu angeschafften Uniform sichtlich unwohl.

Im nagelneuen Stöffchen des Rates hatte er große Mühe seine Gewissensbisse wegen der neuen blau-weißen Farbe in den Griff zu bekommen.

Clever nutze er die ungeplante und kurzfristige Abwesenheit des Vereinsvorsitzenden, der wie auch zu Heiligabend auf die Suche nach seinen entlaufenen Pferden eilen musste, und wandelte das Motto des Abends spontan in „Schlumpf-Hausen HELAU“ um.

Viele weitere gesellige Höhepunkte im Verlauf des Jahres beweisen, dass die Hausener es immer noch draufhaben, trotz steigendem Alltagsstress die Dorfgemeinschaft in heimatlicher Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

Hierbei spielt der Damm als kulturelles Zentrum unseres Ortes – wie früher – die bedeutendste Rolle.

Der Versuch von Dagobert die Geselligkeit im Keim zu ersticken, indem er am Osterfeuer große Baumwurzeln entsorgte und damit schlechte Stimmung verursachte, hatte aber nur kurzzeitigen Erfolg.

Das Sommerfest der Kirmesburschen, mit Technik wie bei einer Großveranstaltung, wurde mit einer beeindruckenden Ansprache unseres Vereinsvorsitzenden eröffnet und bot Turnierspiele, super Stimmung und eine WM-Party gleichzeitig.

Eigentlich sollte dieser Tag all denen eine Dankesveranstaltung sein, die immer am Gelingen der Kirmes großen Anteil haben, aber viele trauten sich dann doch nicht, weil der Hammel ausgerechnet heute für unbeständiges Wetter sorgte.

Zu Christi Himmelfahrt leitete Dagobert 4 unserer Burschen so hinterlistig von ihrem Wanderweg ab, dass sie auf dem Weg zur ersehnten Biertränke über hohe Weidezäune klettern mussten. Völlig ahnungslos scheuchten sie dabei 2 wütende Bullen auf und brachen auf dem Rückweg zum rettenden Weidezaun sämtliche Geschwindigkeitsrekorde.

Auch das berühmte „Hausen Open Air“ konnte wieder noch einen draufsetzen:

Mit einer angesagten AC/DC-Coverband lockte man wieder viele auswärtige Gäste an, die Hausen ohne Navigationsgerät niemals gefunden hätten.

Da der Damm keine eigene Adresse hat, fanden trotz guter Ortskenntnis, aber leider nur wenige Einheimische den Weg zum großen Event.

Als zweitältester aktiver Verein feierte der Hundesportverein „Ortsgruppe Hausen“

ihr 50-jähriges Bestehen stilvoll vor Vertretern aller einheimischen Vereine und Gästen. Mit einem hochinteressanten Bildervortrag und den dazugehörigen Geschichten von früher fesselte man die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

Da die Einführung eines goldenen Buches in unserem Ort zu kurzfristig war, wurde der 1.Vereinsvorsitzende vom Hundesportverein gebührend vom Dorfschulzen mit einer Ernennungsurkunde für seine zahllosen Dienste in unserem Ort geehrt.

Hierzu auch noch mal von uns Riesenrespekt…auch dafür, dass du es geschafft hast, wieder einheimische Mitglieder zählen zu können!

Manch eine Wohnlage in unserem beschaulichen kleinen Ort hat sich seit der Wende so stark verändert, dass der ein oder andere Anwohner am liebsten sein geliebtes Eigenheim unter den Arm klemmen würde und ein paar Straßen weiter wieder aufstellen möchte.

Während neue Häuser in traumhaft ruhiger Lage, aber mit nicht so rosigen

Zukunftsaussichten zum Wohnzimmer hinaus entstehen, trauern einige Bewohner des Unterdorfes der ruhigen Verkehrslage während der Vollsperrung nach. Während viele Kinder die Rückumstellung auf die alte verschärfte Verkehrssituation ganz gut überstanden haben, gab es unter den vierbeinigen Dorfbewohnern schon das erste Opfer.

Andere kleine Seitenstraßen entwickeln sich prächtig und es macht Freude zu beobachten, dass mit viel Fleiß und freundschaftlicher Hilfe unter anderem ein waschechter „Wieselbau“ entsteht.

Das wohl meistdiskutierte Thema in diesem Jahr ist unumstritten der Umbau des guten alten „Klapperfahrt“ in eine verkehrsberuhigte Rennstrecke in Richtung Niederorschel.

Diese Baustelle spaltete unser bisher friedliches Dörfchen in zwei überzeugte Meinungen über die Notwendigkeit oder Unsinnigkeit dieser Maßnahme.

Vor allem der Hammel trug viel zur ungemütlichen Stimmung bei, indem er mit seinem kreuzgefährlichen Halbwissen über Details dieses Jahrhundertbauwerks viele Hausener Anwohner noch mehr verunsicherte, als sie eh schon waren.

Unzufrieden mit der Ausführung der neuen Straßenhöhe vor seinem Grundstück, legte Dagobert in einer Nacht-und-Nebel-Aktion selbst Hand an an die frisch gesetzten Straßenborde und passte diese klammheimlich an seine alte Einfahrtshöhe selbst an.

Mit prüfendem Fadenkreuz im Auge wunderten sich am nächsten Tag einige selbsternannte Bauleiter über den eigenartig ausgeführten Verlauf des neuen Gehweges.

Diese Baustelle riss nicht nur finanzielle Löcher in die Portemonnaies ALLER Einwohner sondern auch ein ganz entscheidendes in die Ölwanne von Dagoberts Auto.

Leichtsinnig und mutig quetschte er sein Auto durch den abgesperrten Bereich mit der Folge einer Ölkatastrophe durch ganz Hausen bis hinüber ins Örtchen, wo sein strapaziertes Gefährt mit Motorschaden endgültig den Geist aufgab.

Die Krönung der Peinlichkeit kam anschließend als die Breitenhölzer Feuerwehr, vor den Augen unseres Dorfschulzen, den Ortskern von der Ölpest „grinsend“ befreite.

Glückseeligerweise rettete das Können eines einheimischen LKW-Fahrers den Ruf der Hausener, als ihm die riskante Durchfahrt der illegalen Baustellen-Abkürzungsstrecke über den Gartenweg mit seinem Mülltonnen LKW ohne Schaden anzurichten gelang.

Getreu dem Motto „das hets freher net gegan“ stehen sich selbst unsere Dorfältesten kopfschüttelnd gegenüber, wenn sie beim „Spelle“ auf das diesjährige Wetter zu sprechen kommen. Nach dem wütenden und zerstörerischen Sturm im Winter zog diesen Sommer ein waschechter Sandsturm auf. Dieser kam so unerwartet und heimtückisch auf, dass selbst Dagobert mit seinem Fahrrad unterwegs im Straßengraben Schutz suchen musste. Ohne einen Tropfen Regen mitzubringen verzog sich der Sturm wieder und der eh schon niedrige Grundwasserspiegel konnte sich wieder nicht erholen. Gleichgültig wurde er vom Hammel noch zusätzlich strapaziert, als er mit einer Pumpe im Brunnen tagelang seine Gärten und ausgewachsenen Bäume bewässerte.

Damit uns in naher Zukunft vom Land Thüringen als kleine noch eigenständige Gemeinde nicht der Geldhahn zugedreht wird, sind weitere durch den Gesetzgeber vorgegebene und unumgängliche Veränderungen angelaufen. Die Bildung einer Einheitsgemeinde mit den Gemeinden des „Eichsfelder Kessel“ ist wohl die einzige Möglichkeit, in Zukunft gemeinsam unsere Orte mit neuer Struktur zu bewirtschaften und weiter zu entwickeln, ohne von einer größeren Stadt im Umkreis als Quotendorf zwangseingemeindet zu werden. Hierzu soll sogar die Verwaltungsgemeinschaft „Eichsfelder Kessel“ geopfert werden, um die Zukunft gemeinsam neu zu gestalten.

Schade, wo wir doch jetzt einen hier wohnenden und amtierenden VG Vorsitzenden aus einer Nachbar VG hätten selber stellen können. Schließlich hat das ja mit unserer Kirchengemeinde auch schon sehr erfolgreich geklappt.

In weiterer Vorbereitung auf die Vereinigung sitzt der Hammel angestrengt im stillen Kämmerlein und überlegt sich, wie mit doppelt vergebenen Straßennamen in unserer neuen Gemeinschaft umgegangen werden könnte.

Vorschläge zur Namensänderung der Hauptstraße in „an der Fan Meile“ oder die Änderung der Bergstraße in „zum Heinrichskreuz“ wären da vielleicht ein ganz guter erster Ansatz.

Unser heimatliches Harderholz wurde die letzten Monate wieder aufs intensivste von Dagobert schikaniert.

Noch nicht erholt vom letzten großen Sturm schickte er im Winter seine Komplizin Frederike aus, um wieder große Flächen Wald zu zerstören.

Sein verfolgtes Ziel war schließlich, nur kostenneutral an Brennholz zu kommen, das fleißige Forstarbeiter zugeschnitten am Wegrand für ihn bereitlegen sollten.

Eine Zeugin seiner unverschämten Tat machte er unschädlich, indem er ihr Auto beim Wenden an der Grotte rückwärts einfach in den Graben schubste, sodass es mit schwerem Gerät geborgen werden musste.

Einige Zeit später wurde Dagobert von einem sehr verärgerten Einwohner im Harderholz gestellt, nachdem er detaillierte Foto-Aufnahmen seines Grundstückes gemacht hatte.

Unwissend von den Bestimmungen des neuen Datenschutzgesetzes konnten sich die beiden schließlich gütlich darauf einigen, die Bildaufnahmen zu löschen, bevor sie unerlaubt an die Öffentlichkeit gelangen können.

Durch das neu in Kraft getretene Datenschutzgesetz…von dem wir Burschen selbstverständlich keinerlei Ahnung haben, sind wir dennoch bemüht, dass Ähnlichkeiten der angeklagten Punkte UNBEDINGT auf realen Tatsachen bestehen und Verbindungen zu angesprochenen Personen kein Zufall sind, aber beabsichtigt verschleiert wurden

Diese neu zum Gesetz gewordene Tradition pflegen die Hausener Kirmesburschen schon seit 1951 und sind damit der Zeit des neuen Datenschutzes um 67 Jahre voraus!

Guten Morgen werte Politiker!!

In diesem Sinne und im Namen aller Hammelbrüder wünschen wir noch friedliche und

unbeschwerte Stunden bei unserem Umzug und bei der After-Umzugsparty in unserem Saal.

Bleibt gesund und munter!

Bis zur nächsten Kirmes grüßen:

 

Die Kirmesburschen

 

Geschrieben 2018

von David Schäfer

Hammelrede 2017

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder!

 

Als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug auf das herzlichste willkommen.

Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 66. Hammelausreiten würdig in heimatlicher Atmosphäre zu begehen.

Auch in diesem Jahr haben wir wieder über Begebenheiten und außergewöhnliche Vorkommnisse in unserem kleinen Dörfchen nach „Hammelbruderart“ zu berichten.

Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen „Willi der Wiesel“ hat zahlreiche Untaten verübt, die hier bekannt gemacht werden müssen.

Wir schicken jetzt Reiter und Wagen aus, um diesen Übeltäter zu ergreifen.

 

Reiter und Wagen schwärmt aus!

 

Nachdem die Reiter ausgeschwärmt sind, um den Hammel vor dieses außerordentliche Gericht zu stellen, beginnen wir mit der Verlesung der Anklagepunkte.

 

Skandale am laufenden Band überschatteten das vergangene Hammeljahr schon während des Kirmestanzes.

Die zeitlich nicht mehr messbare und mühevolle Arbeit unseres Hammeladministrators

Hausener Veranstaltungen auch im Internet zu bewerben, trug in diesem Jahr wieder Früchte.

Aus einem benachbarten Bundesland lockte unsere Kirmeswerbung drei wahrhaft lebendige Monster-High-Puppen in unseren schönen Saal.

Unter scharfer Beobachtung der einheimischen Frauen verdrehten sie Willi in null Komma nichts Kopf und Portemonnaie gleichzeitig.

Auf die Frage, ob Willi die Damen an diesem Abend mit in seine berühmte Badewanne nahm, verweigert er bis heute jede Aussage.

Beim Kirmesumzug am Sonntag gab es gleich das nächste Vorkommnis zu verzeichnen.

Nach dem Hammel mit Migrationshintergrund vom letzten Jahr gab es erstmalig den kleinsten Hammel der Hausener Kirmesgeschichte zu sehen.

Es musste extra ein Podest gebaut werden, damit er auf seinem Wagen für die Gäste überhaupt erst mal sichtbar werden konnte.

Geduldig mussten alle Teilnehmer und Gäste des Umzuges im Bereich der Bushaltestelle sein, während sie auf den Vorstand warteten, der über eine Stunde im Winkel verschollen war.

Ob der Pariser, der in der Winkelstraße liegend gefunden wurde, irgendwas mit dem lang andauernden Kaffeekränzchen des Vorstandes zu tun hatte, wird sich sicher noch aufklären lassen.

Wer beim traditionellen Ausklingen des Kirmesumzuges  im Saal zum

Disco-Wunschprogramm noch gemütlich einen trinken wollte,

musste sich damit wieder einmal sehr beeilen, da die Ausschankzeiten entgegen den Vorstellungen des Veranstalters zeitlich sehr begrenzt waren und zum wiederholten Male ein Rausschmiss der letzten Gäste aus dem Saal erfolgte.

Zahlreiche feierlustige Kirmesgäste fanden sich aber nach der viel zu frühen Sperrung des Zapfhahnes auf privaten Höfen und in Garagen zum Après-Kirmesumzug wieder ein und ließen sich die Laune nicht verderben.

Während beim kleinen Kirmestanz der Hausener Festsaal aus allen Nähten platzte und alle Gäste durch die rekordverdächtige Stimmung abgelenkt waren, nutzte der Hammel die Gunst der Stunde, um seinen Randale-Streifzug aus dem Vorjahr fortzusetzten.

Unbemerkt und mutwillig zerstörte er 2 Fensterscheiben am Seiteneingang unseres Festsaals.

 

Dass viele Gastvereine aus dem Umkreis unserer Einladung gefolgt waren, macht den Burschenvorstand stolz und belohnte ihn zusätzlich für viel Mühe und Risikobereitschaft, seinen Gästen ein Kirmesfest auf höchstem Niveau zu bieten.

Die emotionale Verabschiedung zweier langjähriger Vorstandsmitglieder aus der Hauptverantwortung der Hausener Kirmesburschen machte einem unserer Hammelbrüder so zu schaffen, dass er seine frühzeitige Heimkehr von der Festveranstaltung tief bereute und sich entschied, den Rückweg zum Saal anzutreten.

Orientierungslos und völlig von Sinnen versuchte er sein Heim aber nicht durch die Haustür zu verlassen, sondern über den Balkon im Dachgeschoss.

Den unvermeidbaren tiefen Sturz bremste glücklicherweise die Satellitenantenne des Hauses ab, mit der er gemeinsam und unsanft im elterlichen Vorgarten landete.

 

Ein neuer Hund aus der Bergstraße brachte den Hammel im Laufe des letzten Jahres ordentlich zum Schwitzen.

Als selbsternannter Hilfssheriff hatte Willi alle Hände damit voll zu tun, jeden unerlaubten Freigang dieses Hundes festzuhalten, zu dokumentieren und zu melden.

Tagesweise musste der Hammel sich sogar überlegen, ob er sich in erster Linie um nicht gereinigte Straßengossen an kirchlichen Feiertagen oder weiter um das Bewegungsprofil dieses Hundes kümmern soll.

Auch achtete Willi streng darauf, dass berufstätige Einwohner ihrer Pflicht nachkommen, den nach 7 Uhr morgens gefallenen Schnee in ihren zuständigen Räumbereichen zu beseitigen.

Arbeitende und deshalb nicht anwesende Einwohner bekamen kostenlose Luftaufnahmen ihrer Grundstücke mit gekennzeichneten Räumbereichen incl. gesetzlicher Räumzeiten persönlich nach Hause gebracht.

Ein eigener Sachbearbeiter auf dem Ordnungsamt um all diese Flut von Beschwerden zu ahnden und zu richten, ist beim Landkreis beantragt worden, um den Hammel zumindest ein bisschen zu entlasten.

Ganz abgelenkt von der Entstehung prunkvoller Neubauten im Benediktusweg und aufwändigen Ausgrabungen im Klapperfahrt ist vielen Einwohnern bis heute entgangen, dass Hausen seit Neuestem einen eigenen Prozessionsweg sein Eigen nennen kann.

Den Fußweg zur Mariengrotte im Harderholz ziert seit geraumer Zeit ein beeindruckendes Wegkreuz, das in Eigeninitiative unseres Ehrenbürgermeisters und seinen treuen Helfern persönlich angefertigt und aufgestellt wurde.

Hier kann er nun ohne Umweg seine tägliche Harderholzrunde mit Morgengebet verbinden.

Leider ließ es der enge Terminplan unseres Landesbischofs nicht zu, während seines Besuches in Hausen diesen Weg offiziell für Hunde und Fahrzeuge zu sperren und einen Pilgerweg  einzuweihen.

Dafür hat aber die traditionelle Kreuzerhöhungsprozession ab jetzt einen festen Anlaufpunkt der sogar bei schlechtem Wetter begehbar ist.

Das Gerücht das Hausen seit einem Jahr vom Schrecken aller Autofahrer heimgesucht wird, hat zur Freude vieler Anwohner dazu geführt, dass das Verkehrsaufkommen in den letzten Monaten um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist.

Von purer Langeweile getrieben sorgte Willi dafür, dass sich einer unserer Einwohner für lange Zeit statt mit dem Auto nur noch mit seinem Kremserwagen fortbewegen konnte.

Rücksichtslos schubste er einen PKW bei Glatteis direkt in ein Wohnhaus.

Den nächsten PKW schubste er direkt in das Geländer der Bahnhofsbrücke, die nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte einem Einheimischen das Leben retten musste.

Aus purer Angst plant die Stadt Leinefelde jetzt die Ortsverbindungsstraße Breitenholz-Gernrode für den öffentlichen Verkehr zu sperren, um sein geliebtes Örtchen vor Willi zu schützen.

Dieser ging aber auf Nummer sicher und zerstörte vorsorglich ein Hauptstraßenschild am Ortseingang, um Ortsunkundige zukünftig über den Sommerberg umzuleiten.

Die Polizei machte mithilfe der Hausener Einwohner und der Feuerwehr Willi dingfest, nachdem dieser wieder ein Auto von der Fahrbahn gerammt und anschließend versucht hatte zu Fuß zu flüchten.

 

Nur Teilerfolge konnte der Hammel bei der Umsetzung einer seiner Jahreshauptpläne verbuchen, als er versuchte, uns Hausenern das Feiern abzugewöhnen!

Zuerst schaffte er es beinahe, die Organisation des Osterfeuers zu verhindern, indem durch neue Umweltgesetze eine Kameraüberwachung für den Aufbau des Osterfeuers eingeführt werden musste.

Danach sorgte er dafür, dass wir erstmalig in unserer Geschichte kein Kleinfeldturnier und auch kein Gemeindefest hatten.

Über unsere Grenzen hinaus gelang es ihm sogar, das diesjährige LKBT zu verhindern.

Nur eine berühmte Feiertruppe aus der Schöllbornstraße ließ sich von ihm nicht in die Knie zwingen.

Mit einer riesigen Geburtstagsparty in filmreifem Ambiente widersetzten sie sich Willis Plan, der dort vor Wut erst mal einen Blumenkübel als Pissoire missbrauchte,

und setzten neue unerreichbare Maßstäbe für Hausener Feierlichkeiten.

 

Jeder von uns kennt die Aussage:

„Früher, das waren noch Zeiten!!“

Das musste einer unserer Burschen, als er beim jährlichen Besuch in Pullman City am Männerwochenende mit PS-starken Autos und jeder Menge Table-Dance plötzlich eine Handynummer einer männlichen Bedienung zugesteckt bekam, schmerzvoll erfahren.

Auch dient der gute alte Gartenzaun heute oft nicht mehr dazu, um über ihm mit dem befreundeten Nachbarn ein Bier zu trinken, sondern mehr um Meinungsverschiedenheiten zu klären.

Zumindest eine positive Entwicklung nach oben,

können die Stammmitglieder der Hausener Feuerwehr stolz verbuchen:

Wo früher tagelang für den Feuerwehrausscheid geübt werden musste, um beim Turnier nicht den letzten Platz zu belegen, reicht heute eine einzige spontane Übungseinheit zu später Stunde, um auf dem Siegertreppchen beim Turnier zu landen.

 

Politisch entwickelte sich das Jahr 2017 weltweit sehr beängstigend.

Die USA wählte einen Präsidenten den niemand berechnen kann.

Frankreich entkam nur knapp einer extrem rechts ausgerichteten Regierung.

Die Türkei ist aus vollkommen unerklärlichen Gründen unserem Land überhaupt nicht mehr wohlgesonnen.

Die Griechen suchen heute noch die Ursache ihrer Staatspleite in Deutschland.

Und der Deutsche Bundestag hat 2017 den langweiligsten, aber harmonischsten Wahlkampf aller Zeiten erlebt – zumindest bis nach dem Wahltag.

Wenigstens konnten Hausen und das ganze Eichsfeld politisch Großes erreichen,

indem sie die geplante Gebietsreform unserer Landesregierung für unbestimmte Zeit auf Eis legten und dem verantwortlichen Minister in Erfurt das Stuhlbein absägten.

Die wohl größte öffentliche Baustelle seit DDR-Zeiten startete dieses Frühjahr im Klapperfahrt.

Durch mehrere Bürgerversammlungen wurden betroffene Anwohner schonend auf die bevorstehenden Einschränkungen und die damit verbundenen Strapazen vorbereitet.

Nur Willi hatte es, wie erwartet, nicht eingesehen und versuchte immer wieder mit altbewährter Eile durch die engsten Baulücken zu brettern oder blockierte unangekündigt Hofeinfahrten, damit Anwohner morgens nicht auf Arbeit fahren konnten.

Andere Anwohner hingegen genossen den ersehnten Verkehrsfrieden,

grillten mitten auf der sonst so gefährlichen Straße gemeinsam mit den Bauarbeitern oder machten Fahrschule auf Baumaschinen.

Trotz der Privatisierung und offiziellen Umbenennung des alten Jugendclubs in „Nebengebäude“ verschwand das Bauwerk nicht von der Beuteliste seiner Einbrecher

aus dem letzten Jahr, die glücklicherweise beim Anzünden eines Bauwagens ertappt wurden und unschädlich gemacht werden konnten.

Auf der weiteren Suche nach Kriminellen im Internet, die möglicherweise das gestohlene Messingschild der neuen Bank an der Mariengrotte auf Ebay-Kleinanzeigen verticken wollen, stießen die Ermittler aber leider nur auf das wohl teuerste Baugrundstück der Hausener Geschichte.

Einige traditionelle Geselligkeiten wurden in unserem Ort auch in diesem Jahr wieder behutsam gepflegt. Der beim Hahnkrähen auf dem Damm entlaufene Siegerhahn ist nicht wie von seinem Besitzer  befürchtet, in irgendeinem Kochtopf gelandet, sondern nach einigen Tagen reumütig zu seinem Harem zurückgekehrt.

Man munkelt, dass dieser sich beleidigt aus dem Staub gemacht hat, weil alle Preise beim diesjährigen Hahnkrähen kurioserweise in den Winkel verliehen wurden.

Gut organisierte Straßenfeste im Winkel und im Klapperfahrt führten nicht nur Nachbarschaften wieder zusammen an einen Tisch, sondern erwirtschafteten auch noch Spendengelder für gute Zwecke.

Stolz können auch die Veranstalter des diesjährigen Hausener Weihnachtsmarktes sein.

Der neue Einnahmerekord von rund 2200,00€ konnte für die Allgemeinheit in die Modernisierung unseres Gemeindesaals investiert werden.

Dass trotz der gesperrten Zufahrt aus Richtung Niederorschel und der traditionell blockierten Zufahrt durchs Örtchen, so viele hier sind, macht uns stolz!

So möchten wir uns, mehr als je zuvor, bei allen, die wieder zum Gelingen unseres Kirmesfestes und stets zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens im Ort beitragen, recht herzlich bedanken.

Im Namen aller Hammelbrüder und im letzten Auftrag von „Willi dem Wiesel“ wünschen wir frohe und nette Stunden hier beim Umzug.

Bleibt gesund und munter!

Bis zur nächsten Kirmes grüßen:

 

Die Kirmesburschen

 

 

Geschrieben 2017

von David Schäfer

Hammelrede 2016

65 Jahre Kirmes in Hausen,

65 Jahre Hammelausreiten,

65 Jahre Geselligkeit der besonderen Art!

 

Verehrte Kleinjubiläumsgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder,

 

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen, heiße ich euch zu unserem heutigen Halbjubiläumsumzug auf das Herzlichste willkommen.

Gemäß der nun 65 Jahre alten Tradition, haben wir uns auch heute fast pünktlich – um 13.00 Uhr – zum Hammelausreiten, hier vor unserem schönen Gemeindezentrum, versammelt.

Auch im diesen Jahr haben wir wieder über Begebenheiten und Vorkommnisse in unserer schönen, aufstrebenden Gemeinde nach „Hammelbruderart“ zu berichten. Unser diesjähriger Hammel mit dem Namen „Benno Benedictus“ hat wieder einmal ungeheure Schandtaten verübt, die hier bekannt gemacht werden müssen.

 

Reiter und Wagen schwärmt aus!

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Hammelrede 2015

Verehrte Festgemeinde,
liebe Gäste aus nah und fern,
treue Hammelbrüder,

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen Festumzug auf das herzlichste willkommen.
Wieder haben wir uns hier versammelt, um unser 64. Hammelausreiten in traditionell würdiger Form zu begehen.

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Hammelrede 2014

Verehrte Festgemeinde,

liebe Gäste aus nah und fern,

treue Hammelbrüder,

 

als Vertreter der Hausener Kirmesburschen heiße ich euch zu unserem heutigen

Festumzug auf das herzlichste willkommen.

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und wir haben uns hier versammelt, um unser 63. Hammelausreiten in altbekannt würdiger Form zu begehen.

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